Die über die Grenzen von Landsberg hinaus bekannte Buchhändlerin Ingrid Asam ist in den Ruhestand gegangen. Über Jahrzehnte hat sie das Leseverhalten ganzer Generationen mitgeprägt. Zeit für ein kurzes Gespräch.
Eine gute Buchhändlerin ist immer auch eine Psychologin. Sie kennt ihre Stammkunden und deren Vorlieben. Sie kann Menschen, die ihren Laden betreten einschätzen und ihnen entsprechende Bücher empfehlen. Ihr Job ist ihre Berufung und jeden Morgen erwacht sie voll Tatendrang. Sie liebt Bücher und gute Geschichten. Und wenn ihr Chef (oder die Branche) sie nicht mit ökonomischen Zwängen einengen, ist sie eine wahre Goldgrube für Literaturliebhaber:innen wie für Gelegenheitsleser:innen. Genau so eine Buchhändlerin ist Ingrid Asam, die mit 71 Jahren im Sommer in den Ruhestand gegangen ist.
Wer Ingrid Asam kennt (und das tut mindestens halb Landsberg), der weiß, dass das Wort Ruhestand nicht zu ihr passt. Sie ist aktiv wie eh und je, mit dem Unterschied: Endlich hat sie (mehr) Zeit für alle ihre Hobbies. Gerade erst hat sie sich ein neues Rennrad bestellt.
Von der ehemaligen Buchhandlung Verza am Hauptplatz (wo sie gelernt hat) über den kleinen Laden in der Ludwigstraße (den sie aufgebaut hat) bis zu Buch Hansa im Vorderen Anger (den sie die letzten neun Jahre gestaltet hat): Über Ingrid Asam und ihre Erlebnisse könnte man Bücher schreiben, aber – da ist sie störrisch – sie mag sich nicht gerne in den Vordergrund stellen („schreiben Sie unbedingt, dass ich immer das Gück hatte, ein nettes Team um mich zu haben“) und deshalb haben wir sie gebeten, für uns den berühmten FAZ-Fragebogen auszufüllen.
Was ist für Sie das größte Unglück?
Krankheit. Es gibt kein höheres Gut als Gesundheit.
Wo möchten Sie leben?
Keine Frage: natürlich nur in Landsberg am Lech.
Was ist für Sie, das vollkommene irdische Glück?
Draußensein.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Niemand macht bewusst Fehler, aber mir sind die Menschen lieber, die einen großen Fehler machen, als viele kleine.
Ihre liebsten Romanhelden?
Momo.
Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit?
Françoise Gilot, die Frau von Picasso. Wunderbar beschrieben in dem Buch „Die Frau, die nein sagt“.
Welche Eigenschaft schätzen Sie bei einem Mann am meisten?
Humor und Intelligenz.
Welche Eigenschaft schätzen Sie bei einer Frau am meisten?
Natürlichkeit, Humor. Ich liebe generell geistreiche Menschen, mit denen man auch mal blödeln kann.
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Sport machen, Radfahren, Schwimmen, Skifahren, Lesen, Musik hören, ins Theater gehen. Einfach alles, was mit Wasser und Bergen zu tun hat. Und natürlich liebe ich meinen Garten und gehe gerne mit unserem alten Hund spazieren.
Ihr Hauptcharakterzug?
Ich bin ziemlich gradaus.
Und ich bin ungeduldig.
Ihr größter Fehler?
Mein größter Fehler hat sich in mein größtes Glück verwandelt: Als ich damals vom Land, von Pflugdorf nach Landsberg gezogen bin, habe ich zwei Jahre gelitten. Heute kann ich mir nicht mehr vorstellen aus Landsberg wegzuziehen.
Ihre Lieblingslyriker?
Mascha Kaleko, Morgenstern und natürlich Ringelnatz und Karl Valentin.
Was verabscheuen Sie am meisten?
Schlechtes Benehmen und Unehrlichkeit.
Welche militärischen Leitungen bewundern Sie am meisten?
Diplomatie.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Geige spielen können. Singen können wäre auch toll.
Wie möchten Sie sterben?
Natürlich ohne zu leiden. Aber meine Devise war und ist immer: es kommt wie es kommt, ich habe vor nichts Angst.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Mir geht es richtig gut. Ich genieße meine Freiheit und die Zeit.
Ihr Motto?
Leben und leben lassen.