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Elf Monate Uganda

Noch nicht die richtige Ausbildung gefunden? Noch keine Lust auf Studium? Wie wäre es mit einem FSJ, einem Freiwilligen Sozialen Jahr? Vielleicht sogar im Ausland? Der Kauferinger Jan Amrhein erzählt von seiner Zeit in Uganda. Was das Highlight seines Aufenthalts war – und wie ihn der Internetempfang überraschte.
Müllsammeln in Uganda. Hinten rechts: Jan Amrhein aus Kaufering.

Wie geht es jetzt eigentlich weiter? Der Schulabschluss ist geschafft. Endlich! Und nun? Wie alle Jugendlichen stellt sich auch Jan Amrhein aus Kaufering diese gewichtige Frage. Im Sommer 2021, kurz nach dem Fachabitur entscheidet sich der 21-jährige für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Das BMZ, das „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ bietet mit dem Programm „weltwärts“ jungen Freiwilligen die Möglichkeit, ein Jahr im Ausland zu verbringen. Jan bewirbt sich und sitzt Anfang Oktober 2021 im Flugzeug Richtung Kampala, der Hauptstadt des ostafrikanischen Staates Uganda. Elf Monate wird er hier verbringen.

„Vor dem Start war ich ganz schön nervös. Du weißt ja nicht, was dich erwartet. Letztendlich ist es eine Reise ins Ungewisse“, sagt Jan Amrhein. Nach der Ankunft in Kampala geht es für ihn nach Kabale, einer 50.000 Einwohner Stadt im Süden des Landes. Hier wohnt er mit drei weiteren Freiwilligen in einer Wohngemeinschaft – und das in für Uganda eher untypischen Verhältnissen: „Wir hatten fließend Wasser und Strom. Das ist dort eher die Ausnahme“, erzählt er. Das alltägliche Leben ist nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen. Beispiel Infrastruktur: „In Kabale gibt es genau eine geteerte Hauptstraße, ansonsten immer sandigen Untergrund.“

Das typische öffentliche Verkehrsmittel ist das Motorradtaxi, auf dem man alleine oder zu zweit durch die Stadt transportiert wird. Eingekauft wird auf dem Markt. 20 Bananen für 75 Cent, ein Kilo Tomaten für 70 Cent. „Früchte und Gemüse werden fast ausschließlich regional angebaut und sind meist ziemlich günstig. Da musste ich mir schon ein wenig die Augen reiben, als ich zum ersten Mal wieder in Deutschland im Supermarkt stand.“ Besonders beliebte Gerichte sind Posho, ein Getreidebrei aus Maismehl sowie Kochbananen, also herzhafte Bananen. Und welche Unterschiede gibt es im Vergleich zu Deutschland sonst noch? Internetempfang! „Man hat überall Netz. Selbst in den ganz kleinen Dörfern mit nur einer Hand voll Lehmhütten: Du schaust auf dein Handy – und hast Empfang“, erzählt Jan Amrhein grinsend.

Seinen Alltag in Uganda kann man in zwei Worten zusammenfassen: Sport und Kinder. Vormittags unterrichtet er als Sportlehrer an den örtlichen Schulen, neben Fußball steht auch Schwimmtraining auf dem Stundenplan. Als die Schulen wegen Corona geschlossen werden und kein klassischer Sportunterricht möglich ist, nutzen Amrhein und seine Kolleg:innen die Zeit anderweitig: „Wir haben Workshops für die Kinder angeboten. Da ging es dann zum Beispiel um die Themen Umweltschutz oder Selbstbewusstsein.“ Den Nachmittag verbringt er auf dem Fußballplatz, als Trainer im örtlichen Sportverein. Bis zu 80 Kinder zwischen sieben und 18 Jahren coacht der Kauferinger, der in seiner Jugend selbst gekickt hat. „Als wir ankamen, gab es gerade mal zwei Bälle“, erinnert er sich, „über ‘weltwärts‘ haben wir Spenden gesammelt und damit die Ausrüstung aufgestockt. Bälle, Hütchen, Leibchen.“ Für Amrhein ist die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen das Highlight seines Aufenthalts: „Über die Zeit haben wir eine starke Bindung zu den Kids aufgebaut. Dementsprechend traurig war unser Abschied.“ Der fand Anfang September 2022 statt – für Amrhein ging es zurück nach Deutschland.

Hier will er Wirtschaftswissenschaften in Tübingen studieren. Und nebenbei einen Trainerschein machen, um auch in Deutschland Kinder und Jugendliche zu trainieren. An sein Jahr in Uganda denkt Jan Amrhein gerne zurück: „Das FSJ hat sich definitiv gelohnt, es war eine mega Erfahrung“. Ob er auch anderen jungen Erwachsenen dazu raten würde? „Auf jeden Fall. Solange man ein wenig anpassungsfähig und offen für Neues ist, kann ich das FSJ im Ausland nur empfehlen.“

Bei einem Halbmarathon in Ruanda traf Jan Amrhein auf den mehrfachen Olympiasieger Mo Farah.

„Das FSJ hat sich definitiv gelohnt,
es war eine mega Erfahrung“.
Jan Amrhein

Text: Max Neuhaus | Fotos:Charlotte Lyncker

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Noch nicht die richtige Ausbildung gefunden? Noch keine Lust auf Studium? Wie wäre es mit einem FSJ, einem Freiwilligen Sozialen Jahr? Vielleicht sogar im Ausland? Der Kauferinger Jan Amrhein erzählt von seiner Zeit in Uganda. Was das Highlight seines Aufenthalts war – und wie ihn der Internetempfang überraschte.
Müllsammeln in Uganda. Hinten rechts: Jan Amrhein aus Kaufering.

Wie geht es jetzt eigentlich weiter? Der Schulabschluss ist geschafft. Endlich! Und nun? Wie alle Jugendlichen stellt sich auch Jan Amrhein aus Kaufering diese gewichtige Frage. Im Sommer 2021, kurz nach dem Fachabitur entscheidet sich der 21-jährige für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Das BMZ, das „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ bietet mit dem Programm „weltwärts“ jungen Freiwilligen die Möglichkeit, ein Jahr im Ausland zu verbringen. Jan bewirbt sich und sitzt Anfang Oktober 2021 im Flugzeug Richtung Kampala, der Hauptstadt des ostafrikanischen Staates Uganda. Elf Monate wird er hier verbringen.

„Vor dem Start war ich ganz schön nervös. Du weißt ja nicht, was dich erwartet. Letztendlich ist es eine Reise ins Ungewisse“, sagt Jan Amrhein. Nach der Ankunft in Kampala geht es für ihn nach Kabale, einer 50.000 Einwohner Stadt im Süden des Landes. Hier wohnt er mit drei weiteren Freiwilligen in einer Wohngemeinschaft – und das in für Uganda eher untypischen Verhältnissen: „Wir hatten fließend Wasser und Strom. Das ist dort eher die Ausnahme“, erzählt er. Das alltägliche Leben ist nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen. Beispiel Infrastruktur: „In Kabale gibt es genau eine geteerte Hauptstraße, ansonsten immer sandigen Untergrund.“

Das typische öffentliche Verkehrsmittel ist das Motorradtaxi, auf dem man alleine oder zu zweit durch die Stadt transportiert wird. Eingekauft wird auf dem Markt. 20 Bananen für 75 Cent, ein Kilo Tomaten für 70 Cent. „Früchte und Gemüse werden fast ausschließlich regional angebaut und sind meist ziemlich günstig. Da musste ich mir schon ein wenig die Augen reiben, als ich zum ersten Mal wieder in Deutschland im Supermarkt stand.“ Besonders beliebte Gerichte sind Posho, ein Getreidebrei aus Maismehl sowie Kochbananen, also herzhafte Bananen. Und welche Unterschiede gibt es im Vergleich zu Deutschland sonst noch? Internetempfang! „Man hat überall Netz. Selbst in den ganz kleinen Dörfern mit nur einer Hand voll Lehmhütten: Du schaust auf dein Handy – und hast Empfang“, erzählt Jan Amrhein grinsend.

Seinen Alltag in Uganda kann man in zwei Worten zusammenfassen: Sport und Kinder. Vormittags unterrichtet er als Sportlehrer an den örtlichen Schulen, neben Fußball steht auch Schwimmtraining auf dem Stundenplan. Als die Schulen wegen Corona geschlossen werden und kein klassischer Sportunterricht möglich ist, nutzen Amrhein und seine Kolleg:innen die Zeit anderweitig: „Wir haben Workshops für die Kinder angeboten. Da ging es dann zum Beispiel um die Themen Umweltschutz oder Selbstbewusstsein.“ Den Nachmittag verbringt er auf dem Fußballplatz, als Trainer im örtlichen Sportverein. Bis zu 80 Kinder zwischen sieben und 18 Jahren coacht der Kauferinger, der in seiner Jugend selbst gekickt hat. „Als wir ankamen, gab es gerade mal zwei Bälle“, erinnert er sich, „über ‘weltwärts‘ haben wir Spenden gesammelt und damit die Ausrüstung aufgestockt. Bälle, Hütchen, Leibchen.“ Für Amrhein ist die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen das Highlight seines Aufenthalts: „Über die Zeit haben wir eine starke Bindung zu den Kids aufgebaut. Dementsprechend traurig war unser Abschied.“ Der fand Anfang September 2022 statt – für Amrhein ging es zurück nach Deutschland.

Hier will er Wirtschaftswissenschaften in Tübingen studieren. Und nebenbei einen Trainerschein machen, um auch in Deutschland Kinder und Jugendliche zu trainieren. An sein Jahr in Uganda denkt Jan Amrhein gerne zurück: „Das FSJ hat sich definitiv gelohnt, es war eine mega Erfahrung“. Ob er auch anderen jungen Erwachsenen dazu raten würde? „Auf jeden Fall. Solange man ein wenig anpassungsfähig und offen für Neues ist, kann ich das FSJ im Ausland nur empfehlen.“

Bei einem Halbmarathon in Ruanda traf Jan Amrhein auf den mehrfachen Olympiasieger Mo Farah.

„Das FSJ hat sich definitiv gelohnt,
es war eine mega Erfahrung“.
Jan Amrhein

Text: Max Neuhaus | Fotos:Charlotte Lyncker

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