Sport | Spiel | Spannung

Eis, Eis, Baby

Eishockey hat in Landsberg eine lange Tradition. Große Erfolge, Misswirtschaft, Ab- und wieder Aufstiege, ein Verein, der den anderen ablöst, lokale Helden und  ans, die dem Verein auch in schwierigen Zeiten die Treue halten. In unserem Eishockey-Special zur Wintersaison stellen wir den Verein sowie zwei alte Helden und vier junge Fans vor.
Das offizielle Mannschaftsfoto der aktuellen Saison. Foto: Thaddäus Teichmann 

Stellen Sie sich vor, Sie rufen Ihren Energieversorger an und werden von einem echten Menschen begrüßt, der Ihnen tatsächlich zuhört und sich um Ihr Anliegen direkt kümmert. Klingt utopisch? Nicht in Fürstenfeldbruck! Während viele Energieriesen ihre Kunden mit digitalen Labyrinthen frustrieren, gehen die Stadtwerke Fürstenfeldbruck (SW FFB) einen erfrischend anderen Weg.

Schnell geht’s zu auf dem Eis. Der kleine schwarze Puck flitzt durch Beine, knallt an die Bande, wechselt die Richtung, wird in irrer Geschwindigkeit von Kelle zu Kelle bugsiert. Manchmal kommen die (ungeübten) Zuschaueraugen gar nicht mit und schon gibt es ein Tor. Laut geht’s zu in der Halle. Für die Atmosphäre während eines Spiels gibt es eigentlich nur ein Wort: elektrisierend. Trommeln, pulsierende Beats, Fans skandieren die Namen ihrer Lieblingsspieler oder das Team-Motto. Kollektives Raunen bei gefährlichen Angriffen. Wahre Jubelstürme bei einem Tor der eigenen Mannschaft. Laute Pfiffe und Buhrufe bei Strafen gegen das eigene Team. Eine wilde Feier beim Sieg. So geht’s zu beim Hockeyclub Landsberg. Das raue Spiel mit oft handfesten Auseinandersetzungen und hartem Körpereinsatz schafft Idole. Jugendliche Fans orientieren sich an ihren Vorbildern. An herausragende Spieler erinnert man sich noch lange (wie unsere beiden Porträts zeigen). 

Kurz: Eishockey ist ein Spiel voller Emotionen, Nervenkitzel, Lärm und Gemeinschaftsgefühl. Landsberg ist eine Hockey-Stadt, sagt Joachim Simon, Mitglied des Vorstands der Landsberger Riverkings, in einem Interview mit der New York Times, in dem es um Julian Nagelsmann geht, dessen zweite Leidenschaft nach Fußball eben Eishockey ist. Übrigens: Niemand in den hockeyverrückten Nationen Amerika und Kanada würde Eishockey zu diesem sehr körperbetonten Mannschaftssport sagen. Hockey bedeutet dort immer Eishockey. In Landsberg hat der Sport eine bewegte Geschichte mit Höhen und Tiefen, mit Misswirtschaft in den verschiedenen Vereinen, die sich immer wieder neu erfunden haben. Aktuell wollen die Riverkings nächstes Jahr in der vierten Liga Bayerischer Meister werden.

„Fast jedes Kind nimmt irgendwann in seinem Leben mal einen Hockeyschläger in die Hand. Eishockey im Winter, Fußball im Sommer, das ist hier in der Region üblich“, sagt Joachim Simon. Deshalb investieren die Riverkings auch intensiv in die Nachwuchsarbeit. Im September hat die Saison gestartet. Jede Mannschaft spielt einmal auswärts, einmal zuhause gegen jede andere Mannschaft. Danach kommen die ersten acht Mannschaften in die sogenannten Playoffs. Der erste spielt gegen den achten, der zweite gegen den siebten und so weiter. Der jeweilige Gewinner kommt eine Runde weiter. Ab dem Viertelfinale muss man dreimal, aktuell fünfmal gegen einen Konkurrenten gewinnen, um weiterzukommen. Der letztendliche Sieger darf sich Bayerischer Meister nennen. In der letzten Saison war es der EHC Königsbrunn. 

die jungs vom block d

Was wäre ein Verein nur ohne seine Fans? Die sensationelle Stimmung bei den Eishockeyspielen des HCL entsteht nur durch die treue Anhängerschaft, der unterschiedlichen Fangruppen.

„Das ist einfach ein geiler Sport!“ Die Fangruppe „Block D“ ist sich einig. Der „schnellste Mannschaftssport der Welt ist nichts für Weicheier, wenn da einer auf dem Boden liegt, dann weißt du, das ist jetzt ernst, nicht wie beim Fußball.“ Hockey in Landsberg hat schon immer eine treue und aktive Fangemeinde gehabt. Meistens sind es Jungs, die bereits als Vierjährige mit ihren Vätern im Stadion standen und von der elektrisierenden Atmosphäre quasi von klein auf infiziert wurden. So wie Sebastian Stoß (35), Luca Dodl (21), Robert Graßolt (28) und der Koordinator und Einheizer der Truppe Dennis Ritzl (34). Er ist derjenige, der mit Megafon auf und ab läuft, die Fangesänge anleitet und so seine Jungs (und Mädels) auf Betriebstemperatur bringt. 

Was man nicht sieht: Den immensen Organisationsaufwand, der hinter den ganzen Choreografien steckt. Von notwendigem Kleinkram (wie dem Drucken der Zuschaueranleitungen) bis zum Bus-Charter für die Auswärtsspiele.

Während Robert Graßolt, Luca Dodl, Dennis Ritzl und Sebastian Stoß fürs Foto posieren, steht der restliche Fanblock D hinter dem Fotografen und feuert die Jungs an

Der „Block D“ (benannt nach dem Zuschauerrang, an dem sie bei Heimspielen stehen) investiert viel Freizeit in den HCL. Echte Liebe eben! Dafür ist die Stimmung bei den Spielen der Riverkings in der Tat immer besonders mitreißend.

Übrigens: „Wir sind keine Ultras. Wir haben kein Interesse an körperlichen Auseinandersetzungen vor oder nach dem Spiel oder am gegenseitigen Fahnenklauen. Uns geht’s nicht darum einen auf dicke Hose zumachen. Uns vereint die Liebe zum Verein. Wir kommen aus unterschiedlichen Orten, unterschiedlichen Freundeskreisen. Die gemeinsamen Erlebnisse schweißen uns zusammen. An besondere Auswärtsfahrten erinnern wir uns zum Beispiel noch jahrelang.“

eiskalt versenkt

Landsberg, deine Eishockey-Legenden: Wer Hockey liebt, kennt Fritz Gayer und Manni Korb. Zwei herausragende, lokale Talente. Sie haben zu einer Zeit gespielt, als Eishockey in Landsberg richtig groß war: Zweite Liga – Zwei Würdigungen.

Kennt jemand noch das Wort Schraubendampfer? Kleiner Hinweis: Es hat mit zugefrorenen Weihern und den frühen 60er Jahren zu tun. Na, klingelts? Okay, noch ein Hinweis: Ein kleiner Junge aus Denklingen übte auf dem Ortshügel, von den Einheimischen Buchbichl genannt, Skifahren, damals, als die Winter noch ordentlich kalt waren. Als er sah, wie seine Kumpels sich „Schraubendampfer“ unter die Schuhe schnallten und auf dem Eis umherflitzten, wollte er unbedingt auch diese Kufen haben. Damals waren Skischuhe aus Leder mit einer Gummisohle. Daran befestigten die Jungs behelfsmäßig stählerne Gleituntersätze mithilfe von Schraubzwingen und los gings. Allerdings gingen dadurch die Schuhe schneller kaputt, so dass der Vater von Fritz Gayer ein Einsehen hatte und dem Jungen irgendwann aus München das erste paar richtige Schlittschuhe mitbrachte. Damit begann die Karriere eines der großen Eishockeyspieler Landsbergs. 

„Ich erinnere mich noch gut an den Lehrer Augustin, der in Denklingen die erste Eishockey-Mannschaft gegründet hat. Das muss 1966 gewesen sein. Es wurde ein provisorisches Natureisstadion gebaut, mehr ein einfacher Eisplatz mit Bande.“ Mit 17 Jahren, 1967, wechselte Fritz Gayer in die Juniorenmannschaft nach Landsberg und „dann ging alles ganz schnell“ erinnert sich der heute 74-jährige.

Einer der damaligen Top-Spieler: Fritz Gayer ist heute noch oft im Stadion anzutreffen, auf der Fantribühne. Hier hat Fotograf Michael Vivell ihn gebeten, sein altes Trikot anzuziehen.

„Ich muss wohl Talent gehabt haben“, sagt er bescheiden, es ist ihm sichtlich unangenehm sich oder seine Erfolge in den Vordergrund zu rücken. Dabei bezeichnen ihn viele Fans in Landsberg als „Eishockey-Legende“, er erzielte in über 700 Spielen 418 Tore und gab 318 Assists, also Torvorlagen. Er war – so steht es sogar auf Wikipedia – „über Jahre hinweg sowohl menschlich ein Vorbild als auch als Spieler und Kapitän der Mannschaft das Maß aller Dinge“.

Sein schönster Moment? „Es war mein allererstes Spiel für Landsberg. Ich war 17 und durfte in der ersten Mannschaft spontan für den verletzten Sedlmeir Hansi einspringen. Als der mir nach dem Spiel erzählte, wie er ein paar Minuten zu spät in Holzkirchen ankam und gerade noch die Durchsage hörte, dass ich nach drei Minuten das erste Tor für die Mannschaft erzielt habe, da habe ich es dann auch realisiert und mich gefreut.“ Fritz Gayer spielte 22 Jahre lang bis zur Saison 1989/90 für den EV Landsberg, da war er 39 Jahre alt. Anschließend verstärkte er noch 15 Jahre lang sein Heimat-Team in Denklingen. Auch heute noch juckt es ihn manchmal in den Zehen. Dann zieht er die Schlittschuhe an und ist für jeden Freundschaftsseniorenspielspaß zu haben. 

Ein Korb voller Tore

14 Jahre hat Manfred Korb in Landsberg Eishockey gespielt. Mit Spaß, mit Strafen und mit Erfolg. Er sagt: „Eishockey gehört zu Landsberg“ 

„Klasse Truppe. Riesen-Gaudi. Super Zeit.“ Das sagt Manfred „Manni“ Korb über seine Zeit beim Eishockey Verein Landsberg (EVL). Mit 12 Jahren stand er zum ersten Mal auf dem Eis. Er durchläuft die Jugendmannschaften des EVL und schießt seine ersten Tore noch im alten Landsberger Natureisstadion – unter freiem Himmel. Ein Dach gibt es erst nach dem Umzug 1980 in die Eissporthalle am Sportzentrum, von den Fans heute liebevoll Hungerbach-Dome genannt. 1983, im Alter von 17 Jahren, stößt der junge Korb in die erste Mannschaft des EVL, laut Wikipedia „eines der größten Eishockey-Talente, die Landsberg je hatte.“ 

Als Stürmer ist Korb für die Tore zuständig – über 300 sind es am Ende geworden. Einige Zeit spielte er sogar mit Oleg Znarok und Igor Pavlov in einer Sturmreihe. Spielertypen, wie es sie selten in Landsberg gab.Von 1983 bis 1997 trat der heute 58-jährige für Landsberg an, nie für einen anderen Verein. Die damals geschlossenen Freundschaften mit „Fritz Gayer, Jockl Ried und den ganzen anderen Koryphäen“ sind ihm wichtig. Oft treffen sich „die Alten“ heute noch bei den Spielen und schwelgen in Erinnerungen.

Wie man sich den Eishockeyspieler Manfred Korb vorstellen muss? „Auf dem Eis bist du ein anderer Mensch“, sagt er und schmunzelt: „Ich habe mir durchaus einige sinnlose Strafen eingefangen. Ich war immer frech – die anderen aber auch!“ Im Jahr 1997, nach hunderten Spielen und Toren auf dem Landsberger Eis, beendet der 30-jährige Korb seine Karriere.

Die Landsberger Eishockey-Legende Manni Korb. Als Fotograf Michael Vivell hörte, dass Bertl einen Eishockey-Schwerpunkt plant, war er nicht mehr zu bremsen, ist er doch selbst einer der größten Fans des Vereins.

Heute arbeitet Korb, inzwischen Papa und Opa, für die Stadt Landsberg als Hausmeister am Sportzentrum. Wo selbstverständlich immer noch Eishockey gespielt wird, allerdings ohne Korb und unter neuem Namen: Der EV Landsberg muss nach der Saison 1999/2000 aufgrund von finanziellen Problemen aufgelöst werden. Aus ihm entsteht ein Nachfolgeverein, der EV Landsberg 2000, der nur einige Jahre bestand und letztlich Insolvenz anmelden musste. Parallel dazu gründen ehemalige EVL-Spieler Ende 2008 den HC Landsberg, der heute in der Bayernliga spielt. Manfred Korb sagt: „Es ist toll, dass es den HCL gibt, vor allem für die Kinder. Eishockey gehört einfach zu Landsberg dazu!“ 

 Text: Bertl-Magazin | Fotos: Michael Vivell
Sport | Spiel | Spannung

Eis, Eis, Baby

Eishockey hat in Landsberg eine lange Tradition. Große Erfolge, Misswirtschaft, Ab- und wieder Aufstiege, ein Verein, der den anderen ablöst, lokale Helden und  ans, die dem Verein auch in schwierigen Zeiten die Treue halten. In unserem Eishockey-Special zur Wintersaison stellen wir den Verein sowie zwei alte Helden und vier junge Fans vor.
Das offizielle Mannschaftsfoto der aktuellen Saison. Foto: Thaddäus Teichmann 

Stellen Sie sich vor, Sie rufen Ihren Energieversorger an und werden von einem echten Menschen begrüßt, der Ihnen tatsächlich zuhört und sich um Ihr Anliegen direkt kümmert. Klingt utopisch? Nicht in Fürstenfeldbruck! Während viele Energieriesen ihre Kunden mit digitalen Labyrinthen frustrieren, gehen die Stadtwerke Fürstenfeldbruck (SW FFB) einen erfrischend anderen Weg.

Schnell geht’s zu auf dem Eis. Der kleine schwarze Puck flitzt durch Beine, knallt an die Bande, wechselt die Richtung, wird in irrer Geschwindigkeit von Kelle zu Kelle bugsiert. Manchmal kommen die (ungeübten) Zuschaueraugen gar nicht mit und schon gibt es ein Tor. Laut geht’s zu in der Halle. Für die Atmosphäre während eines Spiels gibt es eigentlich nur ein Wort: elektrisierend. Trommeln, pulsierende Beats, Fans skandieren die Namen ihrer Lieblingsspieler oder das Team-Motto. Kollektives Raunen bei gefährlichen Angriffen. Wahre Jubelstürme bei einem Tor der eigenen Mannschaft. Laute Pfiffe und Buhrufe bei Strafen gegen das eigene Team. Eine wilde Feier beim Sieg. So geht’s zu beim Hockeyclub Landsberg. Das raue Spiel mit oft handfesten Auseinandersetzungen und hartem Körpereinsatz schafft Idole. Jugendliche Fans orientieren sich an ihren Vorbildern. An herausragende Spieler erinnert man sich noch lange (wie unsere beiden Porträts zeigen). 

Kurz: Eishockey ist ein Spiel voller Emotionen, Nervenkitzel, Lärm und Gemeinschaftsgefühl. Landsberg ist eine Hockey-Stadt, sagt Joachim Simon, Mitglied des Vorstands der Landsberger Riverkings, in einem Interview mit der New York Times, in dem es um Julian Nagelsmann geht, dessen zweite Leidenschaft nach Fußball eben Eishockey ist. Übrigens: Niemand in den hockeyverrückten Nationen Amerika und Kanada würde Eishockey zu diesem sehr körperbetonten Mannschaftssport sagen. Hockey bedeutet dort immer Eishockey. In Landsberg hat der Sport eine bewegte Geschichte mit Höhen und Tiefen, mit Misswirtschaft in den verschiedenen Vereinen, die sich immer wieder neu erfunden haben. Aktuell wollen die Riverkings nächstes Jahr in der vierten Liga Bayerischer Meister werden.

„Fast jedes Kind nimmt irgendwann in seinem Leben mal einen Hockeyschläger in die Hand. Eishockey im Winter, Fußball im Sommer, das ist hier in der Region üblich“, sagt Joachim Simon. Deshalb investieren die Riverkings auch intensiv in die Nachwuchsarbeit. Im September hat die Saison gestartet. Jede Mannschaft spielt einmal auswärts, einmal zuhause gegen jede andere Mannschaft. Danach kommen die ersten acht Mannschaften in die sogenannten Playoffs. Der erste spielt gegen den achten, der zweite gegen den siebten und so weiter. Der jeweilige Gewinner kommt eine Runde weiter. Ab dem Viertelfinale muss man dreimal, aktuell fünfmal gegen einen Konkurrenten gewinnen, um weiterzukommen. Der letztendliche Sieger darf sich Bayerischer Meister nennen. In der letzten Saison war es der EHC Königsbrunn. 

die jungs vom block d

Was wäre ein Verein nur ohne seine Fans? Die sensationelle Stimmung bei den Eishockeyspielen des HCL entsteht nur durch die treue Anhängerschaft, der unterschiedlichen Fangruppen.

„Das ist einfach ein geiler Sport!“ Die Fangruppe „Block D“ ist sich einig. Der „schnellste Mannschaftssport der Welt ist nichts für Weicheier, wenn da einer auf dem Boden liegt, dann weißt du, das ist jetzt ernst, nicht wie beim Fußball.“ Hockey in Landsberg hat schon immer eine treue und aktive Fangemeinde gehabt. Meistens sind es Jungs, die bereits als Vierjährige mit ihren Vätern im Stadion standen und von der elektrisierenden Atmosphäre quasi von klein auf infiziert wurden. So wie Sebastian Stoß (35), Luca Dodl (21), Robert Graßolt (28) und der Koordinator und Einheizer der Truppe Dennis Ritzl (34). Er ist derjenige, der mit Megafon auf und ab läuft, die Fangesänge anleitet und so seine Jungs (und Mädels) auf Betriebstemperatur bringt. 

Was man nicht sieht: Den immensen Organisationsaufwand, der hinter den ganzen Choreografien steckt. Von notwendigem Kleinkram (wie dem Drucken der Zuschaueranleitungen) bis zum Bus-Charter für die Auswärtsspiele.

Während Robert Graßolt, Luca Dodl, Dennis Ritzl und Sebastian Stoß fürs Foto posieren, steht der restliche Fanblock D hinter dem Fotografen und feuert die Jungs an

Der „Block D“ (benannt nach dem Zuschauerrang, an dem sie bei Heimspielen stehen) investiert viel Freizeit in den HCL. Echte Liebe eben! Dafür ist die Stimmung bei den Spielen der Riverkings in der Tat immer besonders mitreißend.

Übrigens: „Wir sind keine Ultras. Wir haben kein Interesse an körperlichen Auseinandersetzungen vor oder nach dem Spiel oder am gegenseitigen Fahnenklauen. Uns geht’s nicht darum einen auf dicke Hose zumachen. Uns vereint die Liebe zum Verein. Wir kommen aus unterschiedlichen Orten, unterschiedlichen Freundeskreisen. Die gemeinsamen Erlebnisse schweißen uns zusammen. An besondere Auswärtsfahrten erinnern wir uns zum Beispiel noch jahrelang.“

eiskalt versenkt

Landsberg, deine Eishockey-Legenden: Wer Hockey liebt, kennt Fritz Gayer und Manni Korb. Zwei herausragende, lokale Talente. Sie haben zu einer Zeit gespielt, als Eishockey in Landsberg richtig groß war: Zweite Liga – Zwei Würdigungen.

Kennt jemand noch das Wort Schraubendampfer? Kleiner Hinweis: Es hat mit zugefrorenen Weihern und den frühen 60er Jahren zu tun. Na, klingelts? Okay, noch ein Hinweis: Ein kleiner Junge aus Denklingen übte auf dem Ortshügel, von den Einheimischen Buchbichl genannt, Skifahren, damals, als die Winter noch ordentlich kalt waren. Als er sah, wie seine Kumpels sich „Schraubendampfer“ unter die Schuhe schnallten und auf dem Eis umherflitzten, wollte er unbedingt auch diese Kufen haben. Damals waren Skischuhe aus Leder mit einer Gummisohle. Daran befestigten die Jungs behelfsmäßig stählerne Gleituntersätze mithilfe von Schraubzwingen und los gings. Allerdings gingen dadurch die Schuhe schneller kaputt, so dass der Vater von Fritz Gayer ein Einsehen hatte und dem Jungen irgendwann aus München das erste paar richtige Schlittschuhe mitbrachte. Damit begann die Karriere eines der großen Eishockeyspieler Landsbergs. 

„Ich erinnere mich noch gut an den Lehrer Augustin, der in Denklingen die erste Eishockey-Mannschaft gegründet hat. Das muss 1966 gewesen sein. Es wurde ein provisorisches Natureisstadion gebaut, mehr ein einfacher Eisplatz mit Bande.“ Mit 17 Jahren, 1967, wechselte Fritz Gayer in die Juniorenmannschaft nach Landsberg und „dann ging alles ganz schnell“ erinnert sich der heute 74-jährige.

Einer der damaligen Top-Spieler: Fritz Gayer ist heute noch oft im Stadion anzutreffen, auf der Fantribühne. Hier hat Fotograf Michael Vivell ihn gebeten, sein altes Trikot anzuziehen.

„Ich muss wohl Talent gehabt haben“, sagt er bescheiden, es ist ihm sichtlich unangenehm sich oder seine Erfolge in den Vordergrund zu rücken. Dabei bezeichnen ihn viele Fans in Landsberg als „Eishockey-Legende“, er erzielte in über 700 Spielen 418 Tore und gab 318 Assists, also Torvorlagen. Er war – so steht es sogar auf Wikipedia – „über Jahre hinweg sowohl menschlich ein Vorbild als auch als Spieler und Kapitän der Mannschaft das Maß aller Dinge“.

Sein schönster Moment? „Es war mein allererstes Spiel für Landsberg. Ich war 17 und durfte in der ersten Mannschaft spontan für den verletzten Sedlmeir Hansi einspringen. Als der mir nach dem Spiel erzählte, wie er ein paar Minuten zu spät in Holzkirchen ankam und gerade noch die Durchsage hörte, dass ich nach drei Minuten das erste Tor für die Mannschaft erzielt habe, da habe ich es dann auch realisiert und mich gefreut.“ Fritz Gayer spielte 22 Jahre lang bis zur Saison 1989/90 für den EV Landsberg, da war er 39 Jahre alt. Anschließend verstärkte er noch 15 Jahre lang sein Heimat-Team in Denklingen. Auch heute noch juckt es ihn manchmal in den Zehen. Dann zieht er die Schlittschuhe an und ist für jeden Freundschaftsseniorenspielspaß zu haben. 

Ein Korb voller Tore

14 Jahre hat Manfred Korb in Landsberg Eishockey gespielt. Mit Spaß, mit Strafen und mit Erfolg. Er sagt: „Eishockey gehört zu Landsberg“ 

„Klasse Truppe. Riesen-Gaudi. Super Zeit.“ Das sagt Manfred „Manni“ Korb über seine Zeit beim Eishockey Verein Landsberg (EVL). Mit 12 Jahren stand er zum ersten Mal auf dem Eis. Er durchläuft die Jugendmannschaften des EVL und schießt seine ersten Tore noch im alten Landsberger Natureisstadion – unter freiem Himmel. Ein Dach gibt es erst nach dem Umzug 1980 in die Eissporthalle am Sportzentrum, von den Fans heute liebevoll Hungerbach-Dome genannt. 1983, im Alter von 17 Jahren, stößt der junge Korb in die erste Mannschaft des EVL, laut Wikipedia „eines der größten Eishockey-Talente, die Landsberg je hatte.“ 

Als Stürmer ist Korb für die Tore zuständig – über 300 sind es am Ende geworden. Einige Zeit spielte er sogar mit Oleg Znarok und Igor Pavlov in einer Sturmreihe. Spielertypen, wie es sie selten in Landsberg gab.Von 1983 bis 1997 trat der heute 58-jährige für Landsberg an, nie für einen anderen Verein. Die damals geschlossenen Freundschaften mit „Fritz Gayer, Jockl Ried und den ganzen anderen Koryphäen“ sind ihm wichtig. Oft treffen sich „die Alten“ heute noch bei den Spielen und schwelgen in Erinnerungen.

Wie man sich den Eishockeyspieler Manfred Korb vorstellen muss? „Auf dem Eis bist du ein anderer Mensch“, sagt er und schmunzelt: „Ich habe mir durchaus einige sinnlose Strafen eingefangen. Ich war immer frech – die anderen aber auch!“ Im Jahr 1997, nach hunderten Spielen und Toren auf dem Landsberger Eis, beendet der 30-jährige Korb seine Karriere.

Die Landsberger Eishockey-Legende Manni Korb. Als Fotograf Michael Vivell hörte, dass Bertl einen Eishockey-Schwerpunkt plant, war er nicht mehr zu bremsen, ist er doch selbst einer der größten Fans des Vereins.

Heute arbeitet Korb, inzwischen Papa und Opa, für die Stadt Landsberg als Hausmeister am Sportzentrum. Wo selbstverständlich immer noch Eishockey gespielt wird, allerdings ohne Korb und unter neuem Namen: Der EV Landsberg muss nach der Saison 1999/2000 aufgrund von finanziellen Problemen aufgelöst werden. Aus ihm entsteht ein Nachfolgeverein, der EV Landsberg 2000, der nur einige Jahre bestand und letztlich Insolvenz anmelden musste. Parallel dazu gründen ehemalige EVL-Spieler Ende 2008 den HC Landsberg, der heute in der Bayernliga spielt. Manfred Korb sagt: „Es ist toll, dass es den HCL gibt, vor allem für die Kinder. Eishockey gehört einfach zu Landsberg dazu!“ 

 Text: Bertl-Magazin | Fotos: Michael Vivell

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