Ein Interview
Bei Simon Traut und seiner Praxis „körper:raum“ fließen Physiotherapie, Osteopathie und psychosomatische Heilpraktik eng zusammen. Denn Schmerzen haben vielfältige Ursachen
Simon, du bist ausgebildeter Physiotherapeut und seit über 10 Jahren Inhaber einer erfolgreichen Physiotherapiepraxis hier in Landsberg. Neuerdings hat der körper:raum Zuwachs bekommen und ist um eine zusätzliche Praxis bereichert worden. Was hat es damit auf sich?
Es ist nicht nur eine zweite Praxis, es handelt sich vielmehr um eine logische Weiterentwicklung des bestehenden Therapiekonzeptes. Neben der physiotherapeutischen Therapie ist für mich der nächste sinnvolle Schritt die Anwendung von Osteopathie und ganz bestimmten heilpraktischen Methoden.
Ok, aber wie passt Physiotherapie und Training mit Osteopathie und Heilpraxis zusammen?
Dazu möchte ich gerne etwas ausholen und aus meiner persönlichen beruflichen Entwicklungsgeschichte erzählen. Als junger Physiotherapeut sammelte ich erstmal Berufserfahrung, begann aber ziemlich schnell, mich innerhalb der Physiotherapie weiterzubilden, inklusive vieler Zertifikatspositionen. Ich habe mich darüber hinaus ausgiebig mit Funktionelles Training und Krafttraining auseinandergesetzt und habe Fortbildungen absolviert, die eigentlich für Trainer, Sportlehrer und Sportwissenschaftler gedacht sind. Damals zogen wir in eine größere Praxis, um Platz für Geräte und aktive Therapie zu haben.
Doch etwas fehlte noch?
Ja, ich bin immer auf der Suche nach dem einen Erklärungsmodell, der einen Therapiemethode, mit der ich alle meine Patient:innen in einer Sitzung heilen kann. Auch wenn es das nicht gibt, inspiriert mich das immer weiter zu suchen. So bin ich auf die Osteopathie gekommen. Alleine die Ausbildung dauert mindestens fünf Jahre mit rund 2.000 Unterrichtsstunden.
Gehört die Anerkennung zum allgemeinen Heilpraktiker auch zu deiner Suche?
Ursprünglich habe ich diese Prüfung nur abgelegt, um als praktizierender Osteopath auf einer rechtlich einwandfreien Grundlage arbeiten zu dürfen. Doch es haben sich einige positive Nebenwirkungen ergeben, an die ich anfangs gar nicht dachte.
Die da wären?
Als Heilpraktiker ist es mir erlaubt invasiv zu arbeiten. So kann ich Laboranalysen beauftragen und Infusionstherapien durchführen. Weitere invasive Behandlungsmethoden wie Akupunktur, Akupunktur nach NADA, „Dry Needling“ und Neuraltherapie sind dank der Heilpraktikerzulassung möglich.
Und wie passen diese ganzen unterschiedlichen Therapiemethoden jetzt zusammen?
Im Grunde hängt vieles mit der Psyche beziehungsweise genauer ausgedrückt mit dem autonomen Nervensystem zusammen. Viele Menschen kommen zu uns in die Praxis, weil sie von chronischen Gesundheitsproblemen geplagt sind. Es gibt nun eine Reihe von medizinischen Diagnosen, die eine psychische Grundursache haben können. Dazu gehören Symptome wie Ohrgeräusche, Kiefergelenksprobleme, Reflux oder Reizdarmsyndrom. Oft findet man keine körperliche Ursache, dafür beispielsweise erhöhte Entzündungswerte. Die komplexen Wechselwirkungen und Regelsysteme im menschlichen Körper führen dazu, dass die Ursache und Lösung eines Problems nicht immer dort zu finden sind, wo sich die Symptome zeigen. Viele Gesundheitsprobleme unserer Zeit haben einen polykausalen Zusammenhang und sind nicht immer so einfach zu behandeln wie ein gebrochenes Bein nach einem Unfall.
Ich fange an zu verstehen.
Unser Schmerzerleben mit den dazugehörigen Entzündungsreaktionen bis hin zum Immunsystem ist durch unser autonomes Nervensystem mit beeinflusst – das autonome Nervensystem wiederum ist sehr stark von unserer inneren Gefühlswelt abhängig. Nicht jeder Schmerz und jede Entzündung hat eine rein mechanische Ursache und die Tragweite dessen, welchen Einfluss unsere Emotionen und die Psyche auf unsere körperliche Gesundheit hat, ist immer noch weitestgehend unterschätzt.
Also ist es wichtig fachübergreifend zu denken und zu arbeiten. Und darin liegt der Vorteil deiner ganzen Ausbildungen. Du führst das Beste aus allen Welten zusammen, richtig?
Ich versuche das definitiv. Interessant finde ich, dass es neue Fachbereiche in der Medizin gibt, die sich genau damit beschäftigen, allen voran die Psycho-Neuro-Immunologie, die sich mit Begriffen, wie Polyvagaltheorie, Bio-Psycho-Sozial-Modell oder interpersonale Biologie beschäftigt. Da bekommt dann die sogenannte „ganzheitliche“ Therapie langsam einen echten Ansatz, den Menschen wirklich ganzheitlich zu betrachten, ohne in esoterische Erklärungsmodelle abdriften zu müssen. Ich bevorzuge dazu ohnehin den Begriff „Individuelle Medizin“.
Simon Traut ist:
-
Orthopädiemechaniker
-
Physiotherapeut
-
Osteopath
-
Heilpraktiker
Fortbildungen:
-
Lymphtherapie
-
Bobath (ZNS)
-
Manuelle Therapie
-
Dorn Therapie
-
Faszientaping
-
Functional Trainer
-
Kettlebell-Instructor
-
Kniebeuge-und Kreuzhebe-Instructor
-
Infusionstherapie
-
Neuraltherapie
-
Orthomolekulare Medizin
Und das bietet ihr alles in deiner Praxis an?
Im körper:raum verfügen wir mit den Bereichen Physiotherapie, Training, Osteopathie und Heilpraxis und dem Bewusstsein und dem Wissen über den großen Einflussfaktor des vegetativen Nervensystems über ein anschauliches Arsenal an therapeutischen Werkzeugen, welche hier, dank der guten Kommunikation und Absprache im Team, optimal ineinander greifen.
Vielen Dank für das Gespräch
Fotos: Ricardo Molina
körper:raum
Simon Traut
Adresse | Heideweg 5a
86899 Landsberg am Lech
Telefon | 08191 – 9725388
www.koerper-raum.com