Feder | Pinsel | Geist

Wenn ich König von Landsberg wär

Wäre es nicht spannend, es gäbe im BERTL eine Reihe unter dem Rio Reiser-Motto: „Das alles und noch viel mehr, würd ich machen, wenn ich König von Landsberg wär“? Was da wohl rauskommen würde? Fangen wir einfach mit Stefan Jahns und dem Lech Atelier an.
Stefan Jahns in der Halfpipe, die im weitläufigem Park des Lech Ateliers aufgebaut ist.

Denken wir mal groß. Trauen wir uns einfach, uns vorzustellen, wie es in einer Kleinstadt wie Landsberg wäre, wenn junge Leute mit Ideen an der Macht wären. Wenn Künstler:innen ihren Teil zum Stadtbild beitragen dürften. Wenn Gemeinschaft, Transparenz und Toleranz überall spürbar wären und nicht Gewinnmaximierung (Stichwort Innenstadtmieten), Einzelkämpfertum und Frustration.

Denken wir Landsberg am Lech in – sagen wir – zehn Jahren. Wie wäre die Stadt, wenn Deine Träume wahr werden würden, Stefan Jahns?

Stefan muss nicht lange überlegen, es sprudelt nur so aus ihm raus.

Im Lech gäbe eine künstliche Welle zum Surfen. Gleich am Lechstrand. Drum herum Sitzplätze, ein paar Feuerstellen, eine kleine Bühne zum Jammen. Einfach eine coole Location, wo man sich gerne aufhält.

Mein kleiner Skaterladen wäre in einem größeren, schönen Gebäude, das man sich auch als kleiner Einzelhändler leisten könnte. Es wäre ein Treffpunkt mit Bar, Café, grünem Innenhof oder Veranda, natürlich mit gelegentlichen Konzerten. Der Skaterpark wäre gleich nebenan. Auch dieser wäre schön gestaltet mit einladenden Sitzgelegenheiten auch für Nicht-Skater.

Es gäbe ein oder zwei fixe Festivals mit openstage und allem Drum und Dran. Das Musik- und Kulturangebot wäre definitiv vielfältiger. Es gäbe viel, viel mehr Grün in der Stadt, Nistkästen für Vögel überall, der Artenschutz hätte oberste Priorität.

Das Lech Atelier könnte das „süddeutsche Kampnagel“ werden, sagte die Staatsministerin für Medien und Kultur Claudia Roth bei ihrem Besuch im Oktober und weiter: „Genau so etwas ist es, was den Sound unserer Demokratie ausmacht.“ Links neben Claudia Roth (inmitten der lokalen  Politprominenz) steht Franz Hartmann, der Gründer von „Kunst hält Wache e.V“.

Weiterhin wäre der lokale Markt ein wirklicher Anziehungspunkt, weil dort auch jedes Mal ein kleines Kulturprogramm geboten wäre. Man könnte überall sitzen, sich treffen, reden. Die Innenstadt wäre lebendig.

Stefan Jahns ist nicht nur Visionär mit unzähligen Ideen im Kopf, er ist auch Macher: Seit mehr als 20 Jahren ist er Einzelhändler in der Altstadt. Erst als Leiter der Snowboardabteilung bei Sport Hapfelmeier, dann ab 2006 im Line-Up in der Ludwigstraße und seit 2017 schließlich im Irie-Corner, Ecke Klösterl. Und trotzdem ist er immer noch einer der positivsten und gutgelauntesten Menschen, denen man in Landsberg über den Weg läuft.

Landsberg braucht dringend ein Alleinstellungsmerkmal, sagt der 36-Jährige. „Etwas, das uns von anderen Kleinstädten abhebt. Es gibt einen Haufen Potential hier.“

Seit dem Sommer gibt es nun etwas, das „habe ich mir immer gewünscht. Das ist der Anfang meines Traumes für Landsberg.“ Gemeint ist das Lech Atelier. „Das ist der Oberwahnsinn. Hier haben sich in kürzester Zeit so viele unterschiedliche Menschen, die alle das gleiche Interesse haben, gefunden, und ein Paradies, eine Oase aufgebaut. Der Franz ist der Grund, warum ich hier aus Landsberg nicht mehr weg will.“

Der Franz ist Franz Hartmann, der Gründer von „Kunst hält Wache e.V.“. Er hat das ehemalige Fritz-Paulus-Areal gekauft und stellt es Kunstschaffenden für einen symbolischen Obolus zur Verfügung.

Lech Atelier, das bedeutet: Kunst, Kultur, Subkultur, Musik, Konzerte, Bar, Halfpipe, Stammtisch und vor allem viel, viel Freiheit. Freiheit sich auszuprobieren. Freiheit, zu sein, wer und wie man ist.

Der Bayerische Rundfunk hat bereits berichtet. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth, war da. Das Lech Atelier scheint den Nerv der Zeit zu treffen.

Nochmal Stefan Jahns: „Ich sehe definitiv eine bunte Zukunft für Landsberg.“

Von links: Lichtdeko vom Blütezeitkollektiv, auf der Eröffnung des Lech Ateliers im August 2023, Werke des Graffiti-Künstlers Arnskii.

Einfach mitmachen:

Jeden Donnerstagabend ist offener Stammtisch und Jam-Session.

Und:

Am 15. und 16. Dezember gibt es einen alternativen Weihnachtsmarkt, so „wie das Tollwood früher mal war, bevor es so kommerziell wurde.“

Der Eingang zum Lech Atelier befindet sich gegenüber vom Waldfriedhof Landsberg.

 Text: Silke-Katinka Feltes | Fotos: Albrecht Fietz, Bertl Magazin
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Wenn ich König von Landsberg wär

Wäre es nicht spannend, es gäbe im BERTL eine Reihe unter dem Rio Reiser-Motto: „Das alles und noch viel mehr, würd ich machen, wenn ich König von Landsberg wär“? Was da wohl rauskommen würde? Fangen wir einfach mit Stefan Jahns und dem Lech Atelier an.
Stefan Jahns in der Halfpipe, die im weitläufigem Park des Lech Ateliers aufgebaut ist.

Denken wir mal groß. Trauen wir uns einfach, uns vorzustellen, wie es in einer Kleinstadt wie Landsberg wäre, wenn junge Leute mit Ideen an der Macht wären. Wenn Künstler:innen ihren Teil zum Stadtbild beitragen dürften. Wenn Gemeinschaft, Transparenz und Toleranz überall spürbar wären und nicht Gewinnmaximierung (Stichwort Innenstadtmieten), Einzelkämpfertum und Frustration.

Denken wir Landsberg am Lech in – sagen wir – zehn Jahren. Wie wäre die Stadt, wenn Deine Träume wahr werden würden, Stefan Jahns?

Stefan muss nicht lange überlegen, es sprudelt nur so aus ihm raus.

Im Lech gäbe eine künstliche Welle zum Surfen. Gleich am Lechstrand. Drum herum Sitzplätze, ein paar Feuerstellen, eine kleine Bühne zum Jammen. Einfach eine coole Location, wo man sich gerne aufhält.

Mein kleiner Skaterladen wäre in einem größeren, schönen Gebäude, das man sich auch als kleiner Einzelhändler leisten könnte. Es wäre ein Treffpunkt mit Bar, Café, grünem Innenhof oder Veranda, natürlich mit gelegentlichen Konzerten. Der Skaterpark wäre gleich nebenan. Auch dieser wäre schön gestaltet mit einladenden Sitzgelegenheiten auch für Nicht-Skater.

Es gäbe ein oder zwei fixe Festivals mit openstage und allem Drum und Dran. Das Musik- und Kulturangebot wäre definitiv vielfältiger. Es gäbe viel, viel mehr Grün in der Stadt, Nistkästen für Vögel überall, der Artenschutz hätte oberste Priorität.

Das Lech Atelier könnte das „süddeutsche Kampnagel“ werden, sagte die Staatsministerin für Medien und Kultur Claudia Roth bei ihrem Besuch im Oktober und weiter: „Genau so etwas ist es, was den Sound unserer Demokratie ausmacht.“ Links neben Claudia Roth (inmitten der lokalen  Politprominenz) steht Franz Hartmann, der Gründer von „Kunst hält Wache e.V“.

Weiterhin wäre der lokale Markt ein wirklicher Anziehungspunkt, weil dort auch jedes Mal ein kleines Kulturprogramm geboten wäre. Man könnte überall sitzen, sich treffen, reden. Die Innenstadt wäre lebendig.

Stefan Jahns ist nicht nur Visionär mit unzähligen Ideen im Kopf, er ist auch Macher: Seit mehr als 20 Jahren ist er Einzelhändler in der Altstadt. Erst als Leiter der Snowboardabteilung bei Sport Hapfelmeier, dann ab 2006 im Line-Up in der Ludwigstraße und seit 2017 schließlich im Irie-Corner, Ecke Klösterl. Und trotzdem ist er immer noch einer der positivsten und gutgelauntesten Menschen, denen man in Landsberg über den Weg läuft.

Landsberg braucht dringend ein Alleinstellungsmerkmal, sagt der 36-Jährige. „Etwas, das uns von anderen Kleinstädten abhebt. Es gibt einen Haufen Potential hier.“

Seit dem Sommer gibt es nun etwas, das „habe ich mir immer gewünscht. Das ist der Anfang meines Traumes für Landsberg.“ Gemeint ist das Lech Atelier. „Das ist der Oberwahnsinn. Hier haben sich in kürzester Zeit so viele unterschiedliche Menschen, die alle das gleiche Interesse haben, gefunden, und ein Paradies, eine Oase aufgebaut. Der Franz ist der Grund, warum ich hier aus Landsberg nicht mehr weg will.“

Der Franz ist Franz Hartmann, der Gründer von „Kunst hält Wache e.V.“. Er hat das ehemalige Fritz-Paulus-Areal gekauft und stellt es Kunstschaffenden für einen symbolischen Obolus zur Verfügung.

Lech Atelier, das bedeutet: Kunst, Kultur, Subkultur, Musik, Konzerte, Bar, Halfpipe, Stammtisch und vor allem viel, viel Freiheit. Freiheit sich auszuprobieren. Freiheit, zu sein, wer und wie man ist.

Der Bayerische Rundfunk hat bereits berichtet. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth, war da. Das Lech Atelier scheint den Nerv der Zeit zu treffen.

Nochmal Stefan Jahns: „Ich sehe definitiv eine bunte Zukunft für Landsberg.“

Von links: Lichtdeko vom Blütezeitkollektiv, auf der Eröffnung des Lech Ateliers im August 2023, Werke des Graffiti-Künstlers Arnskii.

Einfach mitmachen:

Jeden Donnerstagabend ist offener Stammtisch und Jam-Session.

Und:

Am 15. und 16. Dezember gibt es einen alternativen Weihnachtsmarkt, so „wie das Tollwood früher mal war, bevor es so kommerziell wurde.“

Der Eingang zum Lech Atelier befindet sich gegenüber vom Waldfriedhof Landsberg.

 Text: Silke-Katinka Feltes | Fotos: Albrecht Fietz, Bertl Magazin

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