Leben | Lust | Leidenschaft

Wo die Liebe hinfällt

Ein Museum der Liebe. Was soll das denn sein? Pornografie womöglich? Falsch gedacht.  Es ist ein besonderer Ort, der sich hauptsächlich in kleinen Kartons befindet, deren Inhalte je nach Lust und Laune der Sammlerin und Geschichtenerzählerin Luise Loué komödiantisch oder nachdenklich präsentiert werden.

Es war einmal ein Fenchel. Frisch und knackig. Und ein verregneter Italienurlaub mit dem Liebsten. Dem damaligen. Der Fenchel erinnerte Luise Loué an ein Herz. Also schmiedete sie einen kleinen Pfeil, durchbohrte den armen Fenchel und schenkte Amors Symbol dem Mann ihrer damaligen Träume. Die Liebe zerbrach, doch der Fenchel überdauerte die Zeit. Er welkte in Würde und befindet sich noch heute in Luise Loués deutschlandweit wohl einzigartigem Museum der Liebe. Mehr noch: Der Fenchel ist ihr Markenzeichen geworden, gleichzeitig Logo und Aushängeschild der Künstlerin mit dem Faible für Liebesgeschichten.

Luise Loué ist 45, aus dem Chiemgau, „mit Hang zu Berlin“ und wohnt seit 2013 in Schondorf. Ihr mobiles Tiny House steht zurzeit in Utting-Holzhausen. Sie würde gerne quer durch Deutschland unterwegs sein, ihr Museum der Liebe wieder mitten in Berlin aufbauen oder in München, Detmold, wo und wer auch immer sie buchen würde. Doch jetzt steht es schon seit zwei Jahren mit Blick über offene Felder auf den Ammersee, und Luise Loué lädt nur noch corona-konform zu Einzelbesuchen ein.

Die Sammelleidenschaft war schon immer da. Nichts wegwerfen, lieber alles in kleine Kartons packen und mit dem Namen der jeweiligen Person beschriften. Der erste Freund, die beste Freundin, die erste richtig große Liebe, die zwischendurch. Im Karton Michael sind kleine rosa Liebesbriefe, „ein Kilo Michael“. Im Karton Susi ist noch ein kleines Kuscheltier, das die Freundin zur Geburt bekommen hatte und nun ihr geschenkt hat. Dinge mit einem immensen persönlichen Wert also. Mit Erinnerungen. Die hat Luise Loué schon immer gesammelt.

Sie studierte, arbeitete und landete schließlich „zufällig“ in Schondorf. Der 40. Geburtstag näherte sich unaufhaltsam und sie war schwanger mit Sohn Lukas. Also hat sie die Kisten aus dem Keller hochgeholt und Dinge entdeckt, die sie völlig vergessen hatte. Volker etwa. Der hatte ihr, der Frankophilen, seinerzeit in der Schulzeit französische Gedichte geschrieben und gewidmet. Sie hatte ihn gar nicht richtig wahrgenommen damals. Jetzt, 25 Jahre später las sie die Gedichte erneut und war zu Tränen gerührt. „Wenn mir jemand heute so etwas schreiben würde, ich würde mich so was von gesehen und wertgeschätzt fühlen!“

Dann kam „die Initialzündung“: Sie las in der SZ, dass Nicolas Sarkozy seiner zweiten Frau Carla Bruni den gleichen Ring hatte machen lassen wie seiner ersten Frau. Da fing Luise Loué an, nachzudenken. Über all die Geschichten und zwischenmenschlichen Dinge. Es blieb nicht beim Nachdenken. Sie fragte zunächst Freunde und Freundinnen: Was ist euer wichtigster Gegenstand? Was ist eure ergreifendste Liebesgeschichte? Sie schaltete eine Anzeige in der SZ mit denselben Fragen. Das war der Anfang des Museums der Liebe.

Erst war nur ein Buch geplant. Dann kam eine temporäre Galerie in München dazu. In Berlin ließ sie sich ein Tiny House bauen. Sie traf „einen Typ mit Gitarre“, ging mit ihm gemeinsam auf die „tour d’amour“ und entdeckte ihre Liebe zur Bühnenperformance. Die Premiere war 2016 im Dießener Maurerhansl. Es folgte eine große Ausstellung in Detmold, NRW. Dann kam
Corona.

Heute kann man Luise Loué direkt buchen. Für ein Event zu Hause oder bei ihr im Tiny House in Utting. Sie führt durch die Ausstellung, liest, erzählt und hört zu. Bei Junggesellinnen-Abschieden ebenso wie für Familien oder Firmen. Sie zeigt die abgeschnittenen Rastazöpfe mit den eingeflochtenen Festivalbändchen, das Kästchen mit sieben kleinen Fröschen und dem Zettel „Man muss viele Frösche küssen, bevor man den Prinzen findet. Hier hast du schon mal sieben. Du kannst es ja dann mal bei mir probieren.“ Oder den Unterwasserheiratsantrag. Und die „Männerrolle“, eine Tapetenrolle auf die eine Frau alle Männer ihres Lebens gemalt hatte, ein Rat ihrer
Therapeutin. Oder 130 andere einzigartige Dinge, die alle für eine Liebe stehen, gleich ob unerfüllt, platonisch,
romantisch, erotisch, obsessiv, zu sich selbst, einem
Haustier oder der Liebe des Lebens.

„Es gibt so unendlich viele schöne Geschichten, gleich ob traurig, rührend oder skurril. Deshalb mache ich das: Weil wir definitiv mehr Positives in unserer
Welt brauchen.“ Luise Loué hat vieles gelernt in den
letzten fünf Jahren, in denen sie den Menschen zuhört und ihre Geschichten aufschreibt. Nämlich:

♥ Das Alter wird toll.
♥ Männer sind auch sensibel.
♥ Vergesst die Liebe nicht.
♥ Wir sollten uns mehr bedanken.
♥ Und mehr dankbar sein.
♥ Und: Nichts ist spannender als die Realität.

Irgendwann, so träumt sie, will sie als Grande Dame in ihrem eigenen großen Museum der Liebe irgendwo in Amerika sitzen und immerfort die Liebe und ihre Geschichten sammeln und weitergeben.
Man verlässt diesen besonderen Ort nachdenklich, ein klein wenig heiter und zutiefst gerührt.

Leben | Lust | Leidenschaft

Wo die Liebe hinfällt

Ein Museum der Liebe. Was soll das denn sein? Pornografie womöglich? Falsch gedacht.  Es ist ein besonderer Ort, der sich hauptsächlich in kleinen Kartons befindet, deren Inhalte je nach Lust und Laune der Sammlerin und Geschichtenerzählerin Luise Loué komödiantisch oder nachdenklich präsentiert werden.

Es war einmal ein Fenchel. Frisch und knackig. Und ein verregneter Italienurlaub mit dem Liebsten. Dem damaligen. Der Fenchel erinnerte Luise Loué an ein Herz. Also schmiedete sie einen kleinen Pfeil, durchbohrte den armen Fenchel und schenkte Amors Symbol dem Mann ihrer damaligen Träume. Die Liebe zerbrach, doch der Fenchel überdauerte die Zeit. Er welkte in Würde und befindet sich noch heute in Luise Loués deutschlandweit wohl einzigartigem Museum der Liebe. Mehr noch: Der Fenchel ist ihr Markenzeichen geworden, gleichzeitig Logo und Aushängeschild der Künstlerin mit dem Faible für Liebesgeschichten.

Luise Loué ist 45, aus dem Chiemgau, „mit Hang zu Berlin“ und wohnt seit 2013 in Schondorf. Ihr mobiles Tiny House steht zurzeit in Utting-Holzhausen. Sie würde gerne quer durch Deutschland unterwegs sein, ihr Museum der Liebe wieder mitten in Berlin aufbauen oder in München, Detmold, wo und wer auch immer sie buchen würde. Doch jetzt steht es schon seit zwei Jahren mit Blick über offene Felder auf den Ammersee, und Luise Loué lädt nur noch corona-konform zu Einzelbesuchen ein.

Die Sammelleidenschaft war schon immer da. Nichts wegwerfen, lieber alles in kleine Kartons packen und mit dem Namen der jeweiligen Person beschriften. Der erste Freund, die beste Freundin, die erste richtig große Liebe, die zwischendurch. Im Karton Michael sind kleine rosa Liebesbriefe, „ein Kilo Michael“. Im Karton Susi ist noch ein kleines Kuscheltier, das die Freundin zur Geburt bekommen hatte und nun ihr geschenkt hat. Dinge mit einem immensen persönlichen Wert also. Mit Erinnerungen. Die hat Luise Loué schon immer gesammelt.

Sie studierte, arbeitete und landete schließlich „zufällig“ in Schondorf. Der 40. Geburtstag näherte sich unaufhaltsam und sie war schwanger mit Sohn Lukas. Also hat sie die Kisten aus dem Keller hochgeholt und Dinge entdeckt, die sie völlig vergessen hatte. Volker etwa. Der hatte ihr, der Frankophilen, seinerzeit in der Schulzeit französische Gedichte geschrieben und gewidmet. Sie hatte ihn gar nicht richtig wahrgenommen damals. Jetzt, 25 Jahre später las sie die Gedichte erneut und war zu Tränen gerührt. „Wenn mir jemand heute so etwas schreiben würde, ich würde mich so was von gesehen und wertgeschätzt fühlen!“

Dann kam „die Initialzündung“: Sie las in der SZ, dass Nicolas Sarkozy seiner zweiten Frau Carla Bruni den gleichen Ring hatte machen lassen wie seiner ersten Frau. Da fing Luise Loué an, nachzudenken. Über all die Geschichten und zwischenmenschlichen Dinge. Es blieb nicht beim Nachdenken. Sie fragte zunächst Freunde und Freundinnen: Was ist euer wichtigster Gegenstand? Was ist eure ergreifendste Liebesgeschichte? Sie schaltete eine Anzeige in der SZ mit denselben Fragen. Das war der Anfang des Museums der Liebe.

Erst war nur ein Buch geplant. Dann kam eine temporäre Galerie in München dazu. In Berlin ließ sie sich ein Tiny House bauen. Sie traf „einen Typ mit Gitarre“, ging mit ihm gemeinsam auf die „tour d’amour“ und entdeckte ihre Liebe zur Bühnenperformance. Die Premiere war 2016 im Dießener Maurerhansl. Es folgte eine große Ausstellung in Detmold, NRW. Dann kam
Corona.

Heute kann man Luise Loué direkt buchen. Für ein Event zu Hause oder bei ihr im Tiny House in Utting. Sie führt durch die Ausstellung, liest, erzählt und hört zu. Bei Junggesellinnen-Abschieden ebenso wie für Familien oder Firmen. Sie zeigt die abgeschnittenen Rastazöpfe mit den eingeflochtenen Festivalbändchen, das Kästchen mit sieben kleinen Fröschen und dem Zettel „Man muss viele Frösche küssen, bevor man den Prinzen findet. Hier hast du schon mal sieben. Du kannst es ja dann mal bei mir probieren.“ Oder den Unterwasserheiratsantrag. Und die „Männerrolle“, eine Tapetenrolle auf die eine Frau alle Männer ihres Lebens gemalt hatte, ein Rat ihrer
Therapeutin. Oder 130 andere einzigartige Dinge, die alle für eine Liebe stehen, gleich ob unerfüllt, platonisch,
romantisch, erotisch, obsessiv, zu sich selbst, einem
Haustier oder der Liebe des Lebens.

„Es gibt so unendlich viele schöne Geschichten, gleich ob traurig, rührend oder skurril. Deshalb mache ich das: Weil wir definitiv mehr Positives in unserer
Welt brauchen.“ Luise Loué hat vieles gelernt in den
letzten fünf Jahren, in denen sie den Menschen zuhört und ihre Geschichten aufschreibt. Nämlich:

♥ Das Alter wird toll.
♥ Männer sind auch sensibel.
♥ Vergesst die Liebe nicht.
♥ Wir sollten uns mehr bedanken.
♥ Und mehr dankbar sein.
♥ Und: Nichts ist spannender als die Realität.

Irgendwann, so träumt sie, will sie als Grande Dame in ihrem eigenen großen Museum der Liebe irgendwo in Amerika sitzen und immerfort die Liebe und ihre Geschichten sammeln und weitergeben.
Man verlässt diesen besonderen Ort nachdenklich, ein klein wenig heiter und zutiefst gerührt.

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