Die Mischung MACHT’S
Der Landkreis Landsberg am Lech vereint eine eigentümliche Mischung von Orten und Landschaften: Oberbayerisch und schwäbisch, Ammersee und Lech, Dorf und Kleinstadt, bäuerlich und künstlerisch. Wie ist eigentlich dieser Landkreis entstanden?
Manch Fuchstaler fühlt sich eher als Schwabe, während die ein oder der andere Dießener am liebsten das Autokennzeichen STA hätte, sich aber zumindest mehr Oberbayern zugehörig fühlt als ein Prittrichinger oder eine Scheueringerin. Wir sind schon ein komischer Landkreis:
Ein bisschen Oberbayern, ein bisschen Schwaben und ganz viel Lechrain. Im Süden kratzen wir ans Alpenvorland, im Westen an den Regierungsbezirk Schwaben, im Norden sind wir schon fast in Augsburg und im Osten liegt unser schöner Ammersee, der übrigens in Gänze, also bis zum drüben liegenden Ufer, dem Landkreis Landsberg zugehört. Und so hat das eher künstlerisch angehauchte Ammersee-Westufer ein ganz anderes Flair als beispielsweise die kleinen Lechgemeinden Kinsau und Apfeldorf.
Wen wundert’s, dass hier auch die Dialekte oft von Dorf zu Dorf variieren. Denn: Entlang des Lechs verläuft grob die bairisch-alemannische Sprachgrenze. Eigentümlicherweise hat sich in der Region eine eigene Mischung gebildet, der Lechrainer Dialekt, der vom Lautstand eher als schwäbisch einzustufen ist, vom Wortschatz dagegen eindeutig bairisch orientiert ist.
Wie kommt es nun, dass ein derart diversifizierter Landkreis zu einer Verwaltungsgemeinschaft wurde? Schauen wir dazu kurz in die Vergangenheit: Nach dem Ende der römischen Herrschaft im 5. bis 6. Jahrhundert kamen zunächst die Alemannen und Bajuwaren. Im Hochmittelalter wurde das Gebiet von den Grafen von Dießen-Andechs und den Welfen beherrscht, die wiederum im 13. Jahrhundert von den Wittelsbachern beerbt wurden.
Diese gründeten das herzogliche Landgericht Landsberg, dessen Grenzen weit über unseren heutigen Landkreis hinausreichten. Ein Landgericht war damals eine Verwaltungseinheit mit Verwaltungs- und Justizaufgaben.
1803 werden die Landgerichte neu geordnet und im Fall Landsberg verkleinert. Im Jahr 1818 wird im Königreich Bayern die Gemeindefreiheit hergestellt und bei uns 82 Gemeinden gebildet, quasi der Vorläufer unseres heutigen Kreises. Ende des 19. Jahrhunderts gibt es weitere kleinere Gebietsreformen (Raisting ging an Weilheim, Unterbergen an Friedberg, Landsberg wurde „kreisunmittelbare Stadt“).
1939 wird überall im Deutschen Reich die Bezeichnung Landkreis eingeführt. So wurde aus dem Bezirksamt der Landkreis Landsberg am Lech. 1940 wird die Stadt Landsberg wieder in den Landkreis eingegliedert, 1948 wird das wieder rückgängig gemacht. Und jetzt kommen wir zur letzten, zur großen Gebietsreform vom 1. Juli 1972.
Wir werden wieder größer: Aufgrund der in ganz Bayern durchgeführten, umfassenden kommunalen Gebietsreform kommt jetzt die kreisfreie Stadt Landsberg wieder dazu, ebenso wie Gemeinden aus dem früheren
Landkreis Schongau (Apfeldorf, Epfach, Reichling und Kinsau) und aus Kaufbeuren (Asch, Denklingen, Dienhausen, Leeder Ellighofen, Oberdiessen sowie Seestall) und zwei Gemeinden aus dem Landkreis FFB (Geltendorf und Hausen). Reisch und Pitzling wurden Landsberg zugesprochen.
Im Jahr 1978 folgt die Eingemeindung der Gemeinde Erpfting mit Ellighofen. Landsberg selbst erhält für den Verlust der Kreisfreiheit zum Trost den Status einer Großen Kreisstadt und darf fortan Aufgaben wahrnehmen, die sonst dem Landrat zustehen würden, wie beispielsweise das Baugenehmigungrecht. Außerdem wurde aus dem einfachen Bürgermeister der wohlklingende„Oberbürgermeister“. Natürlich gab es damals zahlreiche Diskussionen und viele verletzte Eitelkeiten, aber letztendlich sind die nunmehr 31 Gemeinden über die Jahre doch gut zusammengewachsen.