Heute wollen doch alle studieren! Stimmt nicht.
Wir stellen junge Leute vor, die ihren Berufsweg mit einer Ausbildung starten.
Vom klassischen Handwerk bis zur New Economy. Folge vier: Die Konditorin.
Die Zeit nach der Schule hat sie sich definitiv anders vorgestellt. Bereits die Abifeier im Frühjahr 2020 fiel coronabedingt ins Wasser. Reisen und die Welt entdecken ging aus eben jenem Grund auch nicht. Also gleich ins Studium. Ein Jahr von zuhause aus langweilige, aufgezeichnete Videos der VWL-Professor:innen schauen. Gähn. Lust auf das Thema macht das nicht. Dann die Idee: Was Praktisches, was Kreatives. Warum nicht Konditorin? Helena Feltes, 21, hat gerade nach der Hälfte ihrer Lehrzeit den Ausbildungsbetrieb gewechselt und erzählt uns, wieso die Auswahl des richtigen Lehrbetriebes entscheidend ist.
Warum hast du diesen Beruf gewählt?
Es ist ein sehr kreativer Beruf. Gleichzeitig gibt es viele Regeln, an die man sich unbedingt halten muss. Das finde ich gut, ich könnte auch nicht ohne Kochbuch kochen. Meine neue Chefin Audrey sagt, Konditorin ist ein Beruf, der alle Sinne umfasst. Wir arbeiten nicht nur mit den Händen und fühlen die richtige Konsistenz des Teiges, sondern auch mit der Nase, es muss gut riechen. Mit dem Mund – stimmt geschmacklich alles? Mit den Augen – sieht es gut aus? Mit den Ohren – brutzelt es schon im Ofen und so weiter.
Was gefällt dir an deiner Ausbildung am besten?
Ich mag es, wenn man das Ergebnis seiner Arbeit am Ende des Tages in den Händen hält. Das Gefühl, wenn man etwas Schönes erschaffen hat. Als Konditorin lernt man viele unterschiedliche Dinge, von einer ganz normalen Sahnetorte über Croissants bis hin zu feinsten Patisserie-Teilchen. Am meisten gefallen mir die feinen Arbeiten, zum Beispiel das Verzieren. Allerdings muss das Ergebnis auch lecker sein. Fondant-Blumen, die nur gut aussehen und nach nichts schmecken, sind nicht so mein Ding. Es muss einfach rundum gut sein. Ach ja, und das Naschen zwischendurch mag ich natürlich auch.
Was fällt dir schwer?
Ganz klar das frühe Aufstehen. Gerade im Winter habe ich manchmal gar nicht das Tageslicht gesehen. Ich bin um 5 Uhr morgens zuhause los und meist erst um 16 Uhr zurück, als es schon wieder dämmerte. Dazu ist es körperlich ein ganz schön anstrengender Job, man kann sich an schlechten Tagen nicht wie in der Schule oder manchen Bürojobs hinter den anderen verstecken und mal nur zuhören. Man muss jeden Tag liefern.
Gibt es etwas, das dich nervt?
Wenn andere hören, dass ich Konditorin bin und dann sagen: dann kannst du mir ja meine Geburtstagstorte backen. Das würde man doch bei anderen Berufen auch nicht sagen.
Was ist dein Rat für angehende Azubis?
Also die Auswahl des richtigen Betriebes ist entscheidend. Für manche sind Lehrlinge nur billige Arbeitskräfte. Das kann ganz schön frustrierend sein. In der heutigen Zeit des Fachkräftemangels, gerade im Handwerk, finde ich es extrem wichtig, den Azubis auch die Lust und die Leidenschaft für den Beruf zu vermitteln. Also Augen auf bei der Betriebswahl, schaut, wie ist die Betriebskultur, wie ist der Umgang untereinander, redet vielleicht mal mit den anderen Azubis.