In der ersten Bertl-Ausgabe dieses Jahres haben wir mit dem Beitrag „Quo vadis Wärmepumpe?“
die Serie zum Thema Energieeffizienz gestartet.
Teil 2 beschäftigt sich nun mit dem Wärmeschutz der Gebäudehülle.
Von Ludger Egen-Gödde (Fachjournalist, Kaufering)
Es ist eines der bei Haus- und Wohnungsbesitzern aktuell am meisten diskutierten Themen: das geplante Gebäudeenergiegesetz (GEG), von manchen Medien vereinfacht „Heizungsgesetz“ genannt. Dieser Begriff ist schon deshalb nicht korrekt, weil das GEG viel mehr Bereiche abdeckt als nur die Heizung. Die zum Teil unpräzise Kommunikation der verantwortlichen Ministerien in Berlin hat zu dieser Vereinfachung beigetragen und dazu, das Thema in eine einseitige Richtung zu lenken.
Heizbedarf muss sinken
Wir wollen an dieser Stelle nicht in die Diskussion einsteigen, ob der Kauf einer neuen Gas- oder Ölheizung zum jetzigen Zeitpunkt noch die richtige Entscheidung ist. Oder ob eine Wärmepumpe die bessere Alternative ist. Unabhängig davon, welche Wärmeerzeuger am oder im Gebäude ihren Dienst tun, heißt das Gebot der Stunde für alle Hausbesitzer: Der Heizbedarf muss in jedem Fall gesenkt werden. Bei Neubauten passiert das im Allgemeinen automatisch durch die gesetzlichen Bestimmungen und durch die gezielte Auswahl leistungsstarker Baustoffe, dreifach verglaster Fenster sowie durch eine ausgeklügelte Haus- und Lüftungstechnik.
Verlustbringer Gebäudehülle
In Bestandsbauten ist das weitaus komplizierter. Nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern vor allem auch zur Entlastung des eigenen Geldbeutels sollten Hausbesitzer im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen die Energieverluste des Gebäudes so niedrig wie möglich halten. Berechnungen von Experten haben ergeben, dass die Gebäudehülle die größte energetische Schwachstelle darstellt. Entsprechende Spezialaufnahmen mit Thermografiegeräten machen sichtbar, wo die meiste Wärme verlorengeht. Ungedämmte Dächer und Fassaden oder alte Fenster mit Einscheibenverglasung sind die größten Verlustbringer. Nachhaltige Effekte mit deutlich sinkenden Heizkosten erreicht man am besten durch eine Gesamtlösung, die alle Schwachstellen beseitigt. Das ist allerdings auch die teuerste Variante, welche die finanziellen Mittel vieler Hausbesitzer übersteigt. Und das erst recht, wenn auch noch die Heizung ausgetauscht werden soll oder (gesetzlich) muss.
Wärmeschutz nach Fahrplan
Was tun? Bekanntlich gibt es vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAfA) und von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) verschiedenste Förderprogramme für die energetische Modernisierung. Um an diese Mittel zu kommen, braucht es grundsätzlich vor Beginn der Maßnahme die Expertise von Fachleuten, die als Energieberater(innen) durch die Behörden anerkannt sind. Man findet sie auf der mit Suchfunktion ausgestatteten Internetseite www.energie-effizienz-experten.de. Wenn Sie die Landsberger Postleitzahl eingeben, ermittelt das System im Umkreis von 20 Kilometern über 50 Namen, Adressen und das jeweilige Leistungsprofil. Mit der ausgewählten Person in ihrer Nähe lässt sich nach telefonischer Kontaktaufnahme ein Beratungstermin vor Ort vereinbaren. Ab einem gewissen Umfang der energetischen Modernisierung erstellt Ihnen der/die Energieberater(in) einen so genannten individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP). Auch für diese Leistung können Sie übrigens Fördergelder erhalten.
Der iSFP zeigt anschaulich, wo Sie mit Ihrer Modernisierung stehen: zeitlich, finanziell und energetisch. Vorgesehen ist er für Sanierungsvorhaben von Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern. Voraussetzungen, um Fördermittel zu erhalten: Das Gebäude muss mindestens 10 Jahre alt sein und vorwiegend als Wohngebäude genutzt werden.
Auf die Reihenfolge kommt es an
Im Fahrplan selbst werden die anstehenden Maßnahmen mit ihrem jeweiligen Einsparpotenzial beschrieben. Die Energiefachleute geben außerdem eine Einschätzung über die zu erwartenden Kosten und über die möglichen Fördermittel ab. Kernziel des iSFP ist es, umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen in sinnvolle und aufeinander abgestimmte Schritte zu unterteilen, die sich auch finanziell besser bewerkstelligen lassen. Das Dokument enthält deshalb tatsächlich eine Fahrplanseite, die ausgehend vom bisherigen Zustand des Gebäudes die notwendigen baulichen Maßnahmen in der richtigen Reihenfolge und im optimalen zeitlichen Ablauf samt jeweiliger Teilkostenschätzungen auflistet. Dieses Prinzip beinhaltet beispielsweise, dass am Haus zuerst der Wärmeschutz optimiert und erst dann die Heizung getauscht wird. Denn so kann die neue Technik kleiner dimensioniert bleiben mit entsprechendem Kostenvorteil.
Fotos und Text: Bertl-Magazin, EKL
Tipp:
Die dena (Deutsche Energieagentur) hat im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie einen ausführlichen Leitfaden zum Thema veröffentlicht: „In 7 Schritten zum individuellen Sanierungsfahrplan“. Hier sind alle Schritte von der ersten Beratung über die Inhalte des Dokumentes bis zum Abschlussgespräch detailliert und gut verständlich erläutert. Die Broschüre ist online unter dieser Adresse abrufbar: www.gebaeudeforum.de/fileadmin/gebaeudeforum/Downloads/iSFP-Publikation/iSFP-Kurzanleitung-21-12.pdf
Wärmeschutzmaßnahmen an der Außenfassade sind ein wesentlicher Schritt zur energetischen Ertüchtigung von Bestandsbauten und häufig auch Teil eines individuellen Sanierungsfahrplans.