Ein bisschen französisches Savoir-vivre in Landsberg oder doch ernsthafter Sport?
Nun, beides ist möglich beim Präzisionsspiel Pétanque. Jeden Mittag treffen sich Mitglieder des Landsberger Boule-Vereins in der Altstadt.
In Frankreich, so heißt es, wird den Kindern eine Boule-Kugel in die Wiege gelegt. Auf allen Plätzen, in der Stadt, auf dem Land, sieht man junge und alte Menschen, oft mit einem Glas Wein in der einen Hand und einer Kugel in der anderen Hand beisammenstehen. Doch auch hierzulande hat der Boule-Sport seine – allerdings eher älteren – Anhänger (merkwürdigerweise kaum Anhängerinnen).
Vor 20 Jahren wurde in Landsberg der Verein Boule-Over gegründet. Rund 45 Mitglieder, die meisten über
70 Jahre, aber auch einige Jugendliche, trainieren fast täglich um die Mittagszeit auf dem offiziellen Boule-Platz (richtig: dem Boulodrome) am Mühlbachweg, zwischen dem AWO-Seniorenzentrum und dem Amtsgericht. Hier wird Pétanque gespielt.
Der Präzisionssport Pétanque ist eine Boule-Variante aus Südfrankreich, die dort Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde. Dabei versuchen Mannschaften – jeweils entweder drei Spieler (Triplette), zwei (Doublette) oder nur einer (Tête-à-tête) – eine bestimmte Anzahl von Kugeln möglichst nah an eine zuvor geworfenene Zielkugel, das Cochonnet oder Schweinchen, zu platzieren. Kugelspiele sind schon seit vorchristlicher Zeit bekannt. Im 17. Jahrhundert wurde das Boulespielen in Frankreich verboten, weil es zu lasterhaften Ausschweifungen führt und Ursache sonstiger Unverschämtheiten ist. Ende des
19. Jahrhunderts gab es die ersten Turniere und aus dem Boule Lyonnaise (das mit drei Anlaufschritten und größeren Distanzen gespielt wird) entstand, aufgrund der Rheumaerkrankung eines provenzalischen Boule-Spielers, Pétanque. Der Begriff leitet sich ab aus französisch pieds tanqués beziehungsweise provenzalisch ped tanco für „geschlossene Füße“.
Diesen Sommer wird der Landsberger Verein BouleOver nun 20 Jahre alt und veranstaltet aus diesem Anlass am 11. und 12. Juni ein großes Jubiläumsturnier, das am ersten Tag auch für Nicht-Mitglieder offen ist. Später im Sommer, am 6. August, findet die alljährliche Stadtmeisterschaft statt.
Gäste sind übrigens jederzeit willkommen, sagt der erste Vorstand des Vereins Yves Valetoux (48), und nach vorheriger Absprache kann auch ein kleines Einführungstraining organisiert werden.