Feder | Pinsel | Geist

Spott an!

 Es ist wieder so weit: Die Landsberger Lokalkabarettisten vom „Kavernenduo 2.0“ lassen die Kommunalpolitik der letzten beiden Jahre Revue passieren und beleuchten in ihrem neuen Programm die politischen Entscheidungen in Stadt und Landkreis Landsberg am Lech.
Achtung, es wird scharf geschossen. Monika Calla und Rolf Lang nehmen die Lokalpolitik satirisch auseinander und setzen sie humorvoll wieder zusammen.

Das Passauer Scharfrichterbeil, der Stuttgarter Besen, der Mindener Stichling und jetzt auch der Landsberger Stecken: Jede (Klein-) Stadt, die kulturell etwas auf sich hält, sollte ihre Kommunal- und Lokalpolitik in regelmäßigen Abständen humorvoll sezieren und wieder neu zusammensetzen lassen. Den Finger in die Wunde legen, sich mal mehr, mal weniger ernst über all das lustig machen, was „diese Politikerinnen und Politiker da oben“ alles so fabrizieren, das kann und muss gutes Kabarett leisten. Das zuzulassen und auszuhalten, wenn man als Betroffener einmal so durch den sprichwörtlichen Kakao gezogen wird, dazu gehört innere Größe und vor allem Humor – eine Eigenschaft, die den Deutschen nicht gerade nachgesagt wird.

Schauen wir doch mal, wie es bei uns im Landkreis aussieht. Ein Gespräch über die Welt des Derbleckens mit der Kabarettistin Monica Calla und dem Mastermind des Kavernenduos Rolf Lang. 

Was genau ist der Landsberger Stecken?

Monika: Das ist ein wunderschöner, goldener Spazierstock mit einer silbernen Plakette. Überreicht wird er auf blauem Samt. Das macht richtig was her. Den Preis haben wir 2022 ins Leben gerufen, er wird nun alle zwei Jahre überreicht. Wir nominieren fünf Kandidaten, ich nenne sie mal unsere Alltagskabarettisten, also diejenigen, die sich mit den besten Schildbürgerstreichen hervorgetan haben. Der Sieger bekommt den Stecken auf unserer Veranstaltung im Stadttheater überreicht.

Wer hat den ersten Stecken im Jahr 2022 gewonnen?

Rolf: Das war Landrat Thomas Eichinger, der hat uns allerdings schriftlich vorab informiert, dass er den Preis leider – bitte denken Sie hier die Anführungszeichen im Geiste mit – nicht persönlich entgegennehmen kann. Wir haben den Stecken dann im Beisein der Presse an der Pforte des Landratsamtes abgeben. Wenn der Preisträger nicht zum Preis kommt, dann kommt der Preis eben zu ihm.

Warum eigentlich Stecken?

Rolf: Zu der Zeit, als wir den Preis ins Leben gerufen haben, spazierten gerade montags immer Menschen durch die Gegend. Da musste ich an Spazierstöcke denken und dachte, das passt ja ganz gut zusammen: Die Krücke und der Preis.

Eure Veranstaltung ist sowas wie das Derblecken auf dem Münchner Nockherberg. Erklärt doch mal für Nichtbayern, was damit gemeint ist.

Monika: Derblecken ist der bayerische Begriff für Verspotten oder aufs Korn nehmen. Früher kannte der Wirt der Dorfkneipe alle Dorfbewohner noch persönlich und war mit allen Gerüchten und im Ort kursierenden Geschichten bestens vertraut. Von humorvollen Wirten wurden die Stammgäste gerne mit diesen Geschichten aufgezogen. Rhetorisch weniger begabte Gastgeber beauftragten bei Veranstaltungen professionelle Hochzeitslader oder Gstanzlsänger, die sich im Vorfeld nach den Eigenheiten und Empfindlichkeiten der Gäste umhörten. Übrigens wurde von den Opfern des Spotts auch damals schon erwartet, dass sie alles mit Humor nehmen. So entstand die Tradition des Derbleckens. 

Eure Politkabarett-Gruppe Kavernenduo gibt es seit mehr als drei Jahrzehnten. Wie ist es dazu gekommen?

Rolf: Der Faschingsball des Landratsamtes war früher etwas langweilig und harmlos. Ich war damals im Landratsamt Jugendpfleger und habe 1982 angefangen, den Ball mit Kabarett-Einlagen aufzupeppen. 1994 hat die Kleinkunstbühne s’Maximilianeum angefragt, ob auch beim politischen Aschermittwoch mit den Oberbürgermeisterkandidaten solche satirischen Einlagen möglich wären. Unser erster Auftritt als Kavernenduo (übrigens benannt nach der damals noch Kavernengarage genannten Schlossberggarage) war dann am 16. Februar 1994 im „Kukuruz“ in Stoffen. Nach dieser Veranstaltung hat uns der OB Rössle mit den Worten „Es kann nicht sein, dass ich mir meine kabarettistische Schelte vor den Toren Landsbergs abholen muss!“, nach Landsberg ins Foyer des Stadttheaters geholt. Von 2005 bis 2020 haben wir eher verdeckt agiert, zum Beispiel als Autoren von „Barnabas Fastenpredigten“ sowie der „Forellentrunk-Proklamation“. Im Jahr 2020 beim Neujahrsempfang der Stadt gab es dann einen Neustart in der heutigen Besetzung, deshalb auch „Kavernenduo 2.0“.

Warum denn Duo? Ihr seid doch mehr als zwei Personen?

Rolf: Die Erklärung ist ein Gag, den wir jedes Mal als Abschluss unserer Veranstaltung bringen. Mir scheint die Presse hat ihn bis heute nicht verstanden. Und ja, wir sind jetzt mit fünf Leuten ein super Team: Matthias „Caruso“ Bartels, der hervorragende Schauspieler, meine Frau Claudia Steinhoff, unser musikalisches Genie Stefan Arnold und die wunderbare Kabarettistin Monika Calla, von der ich das Gefühl habe, sie ist bereits seit Anbeginn dabei, obwohl wir uns erst 2019 kennengelernt haben. Sie schreibt mittlerweile alle ihre Soli selbst und ich bin immer wieder überrascht, wie kreativ sie ist.

Monika: Jetzt stell dein Licht mal nicht unter den Scheffel. Rolf schreibt alle Stücke, er ist ein akribischer Zeitungsleser und Kenner der Lokalpolitik und ist so etwas wie das kabarettistische Mastermind der Truppe.

Wer ist denn dieses Jahr nominiert? 

Monika: Das sind die Bürgermeister der Gemeinden Fuchstal, Denklingen und Reichling, dann der Vizepräsident des Bayerischen Landtags und der Vorstand der VR-Bank Landsberg-Ammersee. Die Begründungen werden wieder viel Anlass zum Lachen geben. Allerdings ist unser Programm dieses Jahr auch nachdenklich und mal böse-ernst. Ganz so wie die Welt – beziehungsweise die Lokallage.

Termin: Am 22. März um 19.30 tritt das Kavernenduo 2.0 mit dem Programm „Wer hat denn hier den Hut auf“ im  Stadttheater Landsberg im Rahmen der Kleinkunstbühne  s’Maximilianeum auf und verleiht den „Landsberger Stecken“.
Interview. Silke-Katinka Feltes | Foto: Bertl-Magazin
Feder | Pinsel | Geist

Spott an!

 Es ist wieder so weit: Die Landsberger Lokalkabarettisten vom „Kavernenduo 2.0“ lassen die Kommunalpolitik der letzten beiden Jahre Revue passieren und beleuchten in ihrem neuen Programm die politischen Entscheidungen in Stadt und Landkreis Landsberg am Lech.
Achtung, es wird scharf geschossen. Monika Calla und Rolf Lang nehmen die Lokalpolitik satirisch auseinander und setzen sie humorvoll wieder zusammen.

Das Passauer Scharfrichterbeil, der Stuttgarter Besen, der Mindener Stichling und jetzt auch der Landsberger Stecken: Jede (Klein-) Stadt, die kulturell etwas auf sich hält, sollte ihre Kommunal- und Lokalpolitik in regelmäßigen Abständen humorvoll sezieren und wieder neu zusammensetzen lassen. Den Finger in die Wunde legen, sich mal mehr, mal weniger ernst über all das lustig machen, was „diese Politikerinnen und Politiker da oben“ alles so fabrizieren, das kann und muss gutes Kabarett leisten. Das zuzulassen und auszuhalten, wenn man als Betroffener einmal so durch den sprichwörtlichen Kakao gezogen wird, dazu gehört innere Größe und vor allem Humor – eine Eigenschaft, die den Deutschen nicht gerade nachgesagt wird.

Schauen wir doch mal, wie es bei uns im Landkreis aussieht. Ein Gespräch über die Welt des Derbleckens mit der Kabarettistin Monica Calla und dem Mastermind des Kavernenduos Rolf Lang. 

Was genau ist der Landsberger Stecken?

Monika: Das ist ein wunderschöner, goldener Spazierstock mit einer silbernen Plakette. Überreicht wird er auf blauem Samt. Das macht richtig was her. Den Preis haben wir 2022 ins Leben gerufen, er wird nun alle zwei Jahre überreicht. Wir nominieren fünf Kandidaten, ich nenne sie mal unsere Alltagskabarettisten, also diejenigen, die sich mit den besten Schildbürgerstreichen hervorgetan haben. Der Sieger bekommt den Stecken auf unserer Veranstaltung im Stadttheater überreicht.

Wer hat den ersten Stecken im Jahr 2022 gewonnen?

Rolf: Das war Landrat Thomas Eichinger, der hat uns allerdings schriftlich vorab informiert, dass er den Preis leider – bitte denken Sie hier die Anführungszeichen im Geiste mit – nicht persönlich entgegennehmen kann. Wir haben den Stecken dann im Beisein der Presse an der Pforte des Landratsamtes abgeben. Wenn der Preisträger nicht zum Preis kommt, dann kommt der Preis eben zu ihm.

Warum eigentlich Stecken?

Rolf: Zu der Zeit, als wir den Preis ins Leben gerufen haben, spazierten gerade montags immer Menschen durch die Gegend. Da musste ich an Spazierstöcke denken und dachte, das passt ja ganz gut zusammen: Die Krücke und der Preis.

Eure Veranstaltung ist sowas wie das Derblecken auf dem Münchner Nockherberg. Erklärt doch mal für Nichtbayern, was damit gemeint ist.

Monika: Derblecken ist der bayerische Begriff für Verspotten oder aufs Korn nehmen. Früher kannte der Wirt der Dorfkneipe alle Dorfbewohner noch persönlich und war mit allen Gerüchten und im Ort kursierenden Geschichten bestens vertraut. Von humorvollen Wirten wurden die Stammgäste gerne mit diesen Geschichten aufgezogen. Rhetorisch weniger begabte Gastgeber beauftragten bei Veranstaltungen professionelle Hochzeitslader oder Gstanzlsänger, die sich im Vorfeld nach den Eigenheiten und Empfindlichkeiten der Gäste umhörten. Übrigens wurde von den Opfern des Spotts auch damals schon erwartet, dass sie alles mit Humor nehmen. So entstand die Tradition des Derbleckens. 

Eure Politkabarett-Gruppe Kavernenduo gibt es seit mehr als drei Jahrzehnten. Wie ist es dazu gekommen?

Rolf: Der Faschingsball des Landratsamtes war früher etwas langweilig und harmlos. Ich war damals im Landratsamt Jugendpfleger und habe 1982 angefangen, den Ball mit Kabarett-Einlagen aufzupeppen. 1994 hat die Kleinkunstbühne s’Maximilianeum angefragt, ob auch beim politischen Aschermittwoch mit den Oberbürgermeisterkandidaten solche satirischen Einlagen möglich wären. Unser erster Auftritt als Kavernenduo (übrigens benannt nach der damals noch Kavernengarage genannten Schlossberggarage) war dann am 16. Februar 1994 im „Kukuruz“ in Stoffen. Nach dieser Veranstaltung hat uns der OB Rössle mit den Worten „Es kann nicht sein, dass ich mir meine kabarettistische Schelte vor den Toren Landsbergs abholen muss!“, nach Landsberg ins Foyer des Stadttheaters geholt. Von 2005 bis 2020 haben wir eher verdeckt agiert, zum Beispiel als Autoren von „Barnabas Fastenpredigten“ sowie der „Forellentrunk-Proklamation“. Im Jahr 2020 beim Neujahrsempfang der Stadt gab es dann einen Neustart in der heutigen Besetzung, deshalb auch „Kavernenduo 2.0“.

Warum denn Duo? Ihr seid doch mehr als zwei Personen?

Rolf: Die Erklärung ist ein Gag, den wir jedes Mal als Abschluss unserer Veranstaltung bringen. Mir scheint die Presse hat ihn bis heute nicht verstanden. Und ja, wir sind jetzt mit fünf Leuten ein super Team: Matthias „Caruso“ Bartels, der hervorragende Schauspieler, meine Frau Claudia Steinhoff, unser musikalisches Genie Stefan Arnold und die wunderbare Kabarettistin Monika Calla, von der ich das Gefühl habe, sie ist bereits seit Anbeginn dabei, obwohl wir uns erst 2019 kennengelernt haben. Sie schreibt mittlerweile alle ihre Soli selbst und ich bin immer wieder überrascht, wie kreativ sie ist.

Monika: Jetzt stell dein Licht mal nicht unter den Scheffel. Rolf schreibt alle Stücke, er ist ein akribischer Zeitungsleser und Kenner der Lokalpolitik und ist so etwas wie das kabarettistische Mastermind der Truppe.

Wer ist denn dieses Jahr nominiert? 

Monika: Das sind die Bürgermeister der Gemeinden Fuchstal, Denklingen und Reichling, dann der Vizepräsident des Bayerischen Landtags und der Vorstand der VR-Bank Landsberg-Ammersee. Die Begründungen werden wieder viel Anlass zum Lachen geben. Allerdings ist unser Programm dieses Jahr auch nachdenklich und mal böse-ernst. Ganz so wie die Welt – beziehungsweise die Lokallage.

Termin: Am 22. März um 19.30 tritt das Kavernenduo 2.0 mit dem Programm „Wer hat denn hier den Hut auf“ im  Stadttheater Landsberg im Rahmen der Kleinkunstbühne  s’Maximilianeum auf und verleiht den „Landsberger Stecken“.
Interview. Silke-Katinka Feltes | Foto: Bertl-Magazin

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