Seit die NFL auch Spiele in Europa austrägt, ist American Football im Landkreis vom Rand- zum Trendsport geworden. Seit kurzem gibt es bei den Landsberger X-Press neben der U16 auch eine U13 Mannschaft. Wir haben mit den Trainern gesprochen und uns das anspruchsvolle Spiel erklären lassen.
Das Tollste am American Football? „Ganz klar“, sagt Stephan Wenning, Trainer der U16 und U13-Mannschaft der Landsberger X-Press, „Wir sind eine Familie. Wir halten vom ersten Moment an zusammen. Egal, ob jemand klein, groß, dick oder dünn ist, jeder findet hier seinen Platz und seine Wertschätzung“. Sein Co-Trainer Damian Bodora geht noch weiter: „In jeder anderen Sportart gibt es meistens einen Star, der immer eingesetzt wird und von dem viel abhängt. Eher unsportliche Leute finden keinen Platz und werden zum Beispiel im Sportunterricht gemobbt. Im American Football können wir jeden und jede gebrauchen. Wer etwas dicker ist, spielt beispielsweise als Center. American Football stärkt das Selbstbewusstsein ungemein.“
10 Minuten vor Trainingsbeginn schallt AC/DC aus der kleinen Bluetooth-Box in der Platanen-Sporthalle. Etwa 20 Jungs im Alter zwischen 8 und 16 Jahren werfen sich die typisch elliptischen Bälle hin und her. Dieses Ei mit den spitzen Enden hat gegenüber einem runden Ball viele Vorteile. Nochmal Stephan Wenning: „Ein runder Ball hat einen großen Luftwiderstand. Unser Ball ist stromlinienförmig und dreht sich beim Werfen nur horizontal, er schraubt sich quasi durch die Luft und kann dadurch viel weiter und viel schneller geworfen werden als ein runder Ball.“
Punkt 17 Uhr geht es los mit dem Training. Die Jungs kommen zum Huddle. Alle Köpfe stecken zusammen, hier werden normalerweise während eines Turniers Spielzüge besprochen und der Quarterback macht Ansagen. Jetzt ertönt der Schlachtruf: „X-Press on Three. One, Two, Three. X-Press!“ Auch das stärkt den Zusammenhalt im Team.
Es folgen Aufwärmtraining und das Durchspielen unterschiedlicher Spielzüge. American Football ist ein sehr körperliches, aber auch sehr taktisches Spiel mit einem höchstkomplexen und strengen Regelwerk, das für den europäisch-sozialisierten Sportzuschauer auf den ersten Blick erstmal langatmig und undurchsichtig erscheint. „American Football ist Schach auf dem Rasen“, sagt dazu der Präsident der X-Press, Markus Gruberbauer.
Erst ab der U19 gibt es übrigens direkten Körperkontakt und ein Zu-Boden-Bringen des Ballträgers, das heißt es wird getackelt. Darunter wird Flag-Football gespielt, das bedeutet die Defense (die verteidigende Mannschaft) stoppt den ballführenden Spieler der Offense, indem sie ihm eine Flag, eine von zwei kleinen flatternden Fahnen, aus dem Gürtel zieht.
Seit diesem Jahr gibt es bei den X-Press erstmals eine U13-Gruppe für die 8- bis 13-jährigen. Die Trainer Stephan Wenning (39) und Damian Bodora (48) besprechen mit ihren Zöglingen gerade Spielzüge mit Namen wie „All Slants“ oder „Tal des Todes“. Jeder Spielzug folgt einer festen Choreografie. Grundgedanke des Spiels ist es, Raum zu gewinnen. Generell gilt: Der Spielball muss hinter die gegnerische Endzone gebracht werden. Dafür hat man zunächst vier Versuche. Durch Werfen oder Laufen versucht die Offense, also die sich im Ballbesitz befindende Mannschaft, Raum zu gewinnen. Hat sie es geschafft, zehn oder mehr Yards zu gewinnen, gibt es weitere vier Versuche für einen Touchdown oder ein Fieldgoal. Nur die angreifende Mannschaft kann punkten. Wird der Ball vom Gegner abgefangen (Interception oder Fumble), geht das Angriffsrecht an den Gegner. Der Sieger wird anschließend nach Punkten ermittelt.
Am 20. April starten die ersten Spiele der Feldsaison für die X-Press. Ein American Football Match ist immer ein Familienspektakel mit viel Rambazamba, mit Cheerleadern (in Landsberg natürlich mit den Starlights), mit Barbecue und vielem mehr. Die Heimspiele finden selbstverständlich im Sportzentrum Landsberg statt. Das BERTL-Team drückt die Daumen. Auf geht’s X-Press!