Liam Sauer und seine Mitstreiter in der Landsberger Fridays For Future Bewegung kämpfen leidenschaftlich für eine Zukunft, die lebenswert und nachhaltig ist.
Dafür setzen sie sich ein, dafür demonstrieren sie und dafür skandieren sie unüberhörbar ihre Botschaft: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“
Die Zukunft im Fokus: Liam Sauer (rechts) kämpft als Gesicht der Landsberger Fridays for Future Bewegung für mehr Klimaschutz.
Liam Sauer, 18 Jahre jung, ist seit der ersten Fridays For Future Demonstration in Landsberg mit dabei. Das war im Jahr 2018, vor fünf Jahren, als die ersten freitäglichen Demos für Klimaschutz auch im Landkreis tausende junge Menschen aus den Schulen auf die Straßen zogen. Seit diesem Jahr gehört Liam nun zum dreiköpfigen Kernteam, das die Aktionen und Demonstrationen im Landkreis plant, organisiert und durchführt. Auf die Frage nach seiner persönlichen Motivation sagt er: „Der Klimawandel betrifft uns alle, insbesondere aber meine Generation. Deshalb steht für mich außer Frage, dass ich mich tatkräftig für eine lebenswerte Zukunft einsetze.“
In diesem Jahr haben Liam und sein Team drei Umweltdemos in der Landsberger Innenstadt organisiert. Bei der jüngsten Veranstaltung stand insbesondere die Forderung nach einem attraktiveren und kostengünstigeren Nahverkehr im Mittelpunkt. Obwohl Liam das von der Bundesregierung eingeführte 49-Euro-Ticket als „guten Schritt“ bezeichnet, hält er es für zu teuer. Liam ist frustriert: „Es gibt durchaus positive Entwicklungen in den letzten Jahren, aber die Maßnahmen führen entweder nicht weit genug oder es gibt einen anderen Haken. Es scheint immer ein ‚Ja, aber‘ zu geben.“
Die Forderungen der Landsberger Fridays For Future Bewegung erstrecken sich über die Grenzen des Landkreises hinaus. Mobilität, erneuerbare Energien, Klimaschutzgesetz. Liam sagt: „Die Probleme sind nicht Landsberg-spezifisch.“ Deshalb richten er und seine Mitstreiter sich vornehmlich an die Landes- und Bundesregierung, aber auch an die Gesellschaft im Allgemeinen. Für den Aktivisten besteht die große Chance und Verantwortung von Fridays For Future in drei Hebeln: Druck ausüben, Aufklärung betreiben und zur Teilnahme an Wahlen anregen. Den Druck erhofft sich Liam durch die Demonstrationen, die Aufmerksamkeit erregen und „zeigen sollen, dass wir da sind.“ Unter Aufklärung versteht er den Dialog, das Gespräch mit Anderen, „um die Ernsthaftigkeit der Lage zu verdeutlichen.“ Schließlich sieht er in den Wahlen die Möglichkeit, „tatsächlich Veränderungen herbeizuführen.“
Nicht jedem gefallen die Demonstrationen, auf dem Landsberger Hauptplatz gibt es teils lautstarke Kritik. „Es kommt immer wieder vor, dass versucht wird, unsere Veranstaltungen und Reden regelrecht niederzubrüllen“, erzählt Liam. Den angehenden Studenten der Heilpädagogik nervt das. Er suche zwar gern das Gespräch, die Diskussionen seien nur leider nie zielführend oder erfolgreich. Seine Meinung zu der Kritik ist klar: „Wer mit unseren Aussagen ein Problem hat, der leugnet Fakten.“
In Bezug auf Umweltaktivismus wird oft von der ‚Letzten Generation‘ gesprochen. Im Landkreis gibt es keine regionale Bewegung dieser Aktivistenvereinigung, dafür ist Landsberg zu klein, vermutet Liam. Er trennt seine Fridays for Future Gruppe klar von der Letzen Generation ab: „Ich würde mich nicht auf die Straße kleben. Unsere Bewegung verfolgt in Bezug auf Aktivitäten einen weitaus friedlicheren Ansatz.“ Der Landsberger verstehe die Motivation hinter den Aktionen der Letzten Generation, sieht jedoch nicht den Nutzen darin. Was ihn frustriert, ist, dass der Unmut der Gesellschaft und der Behörden gegen die Letzte Generation immer mehr auf die friedlichen Fridays for Future Demonstrationen übertragen wird. „Da wird überhaupt nicht mehr differenziert“, meint Liam und fügt hinzu: „Letztendlich werden wir und insgesamt der Kampf für die Umwelt immer unbeliebter.“
Wenn man mit Liam spricht, hört man deutlich seinen Frust. Der Frust gegen die Politik, die nicht umgesetzten Forderungen, die ihm unverständliche Kritik, die öffentliche Wahrnehmung seiner Bewegung. Aber der 18-Jährige will und wird weitermachen, Briefe an Abgeordnete schreiben, Demonstrationen besuchen, selbst organisieren und „laut sein“. Gegen den ganzen Frust – und für eine bessere Zukunft.