Leben | Lust | Leidenschaft

Gluck, Gluck, Glück!

Wir müssen reden. Ja, es ist ernst. Um ehrlich zu sein: Reden reicht nicht mehr. Wir müssen was tun! Damit unsere Erde ein für alle lebenswerter Planet ist. Zu allgemein? Gut, fangen wir mit dem Thema Wasser an. Und keine Sorge, wir kleben uns nicht am Hauptplatz fest. Vielmehr zeigen wir viele kleine Schritte, die jede:r umsetzen kann. Und fordern große Schritte von denen hier im Landkreis, die die Macht hätten, sie umzusetzen.

Wir – das sind eine engagierte Gruppe Menschen aus der lokalen Gemeinwohlökonomie (GWÖ) um die Musiktherapeutin Doro Heckelsmüller, den Unternehmensberater Jochen Siebel und die Leitungswasser-Aktivistin Silke Meusel. Vom März über den Sommer bis zur „Langen Kunstnacht“ am 16. September (mit dem Schwerpunkt Wasser) haben sie in Landsberg unterschiedliche Aktionen inklusive eines großen Wassersymposiums unter der Schirmherrschaft von Landrat Thomas Eichinger geplant. Das Programm ist vielfältig: Informieren, aufwecken, ändern, aber auch singen, feiern, tanzen und ein gemeinsames In-den-Lech-springen am sogenannten Big-jump-Tag. (siehe auch unser Terminkalender auf Seite 44).

Was kann nun jede und jeder Einzelne tun, Frau Meusel?

Wir können ganz einfach jede Menge CO2, jede Menge Plastik und zudem noch Geld sparen, wenn wir ausschließlich Leitungswasser trinken würden. Obwohl unser Leitungswasser die allerbeste Qualität besitzt, sind wir Deutschen nach Italien der der europaweit zweitgrößte Verbraucher von Wasserflaschen. Seit den 70er Jahren hat sich unser Flaschenwasserkonsum mehr als verzehnfacht. Durch Transport und Verpackung von Flaschenwasser wird heute in Deutschland 1,5-mal so viel CO2 ausgestoßen wie durch den innerdeutschen Flugverkehr, das muss man sich mal vorstellen! 500 Liter Leitungswasser kosten uns ungefähr einen Euro. Wir könnten also bis zu 1.000 € im Jahr sparen, wenn wir kein Wasser mehr kaufen würden.

Warum funktioniert eigentlich der Trinkwasserbrunnen am Hauptplatz nicht? Fragen sich (von links) Doro Heckelsmüller, Joachim Siebel und Silke Meusel. Kann den nicht jemand reparieren?
Und was kann die Stadt, der Landkreis tun, Herr Siebel?

Da gibt es einiges: Wir brauchen im Stadt- und Landkreisgebiet mehr Trinkwasserbrunnen. Die Bundesregierung hatte schon letzten Sommer die Kommunen dazu aufgerufen, an möglichst vielen öffentlichen Plätzen, Trinkwasser aus dem Leitungsnetz verfügbar zu machen. In Schulen, Kitas, an Rad- und Wanderwegen, in der Verwaltung müsste überall die Möglichkeit bestehen, mitgebrachte Flaschen aufzufüllen. Das Refill-Prinzip kann ganz einfach umgesetzt werden: Wer einen Wasserhahn hat, kann Flaschen kostenlos mit Leitungswasser auffüllen. So können alle schnell und unkompliziert ihren Durst löschen. Warum stehen in Besprechungsräumen heute immer noch Wasserflaschen herum? Das ist der falsche Anreiz.

Dann wäre das noch das Thema Lech, Frau Heckelsmüller, was ist da los?

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts versucht der Mensch den Lech zu bändigen. Deiche und Aufschüttungen haben aus dem ehemaligen Wildfluss mit seinen weitläufig verflochtenen Fluss- und Auenlandschaften ein ökologisch stark eingeschränktes Gewässer gemacht. Dadurch fallen Bäche trocken, der Grundwasserspiegel senkt sich ab und die Artenvielfalt stirbt. Von der Landesgrenze bei Füssen bis zur Donaumündung gibt es 43 Querbauwerke und 30 Wasserkraftwerke. Den einzigartigen Lebensraum Wildflusslandschaft gibt es heute nicht mehr. Hier bietet der Auslauf von Kraftwerkskonzessionen 2034 die Chance, Naturschutz und Energieerzeugung zumindest teilweise zu verknüpfen. Der Lech braucht wieder mehr Platz, Seitenverbauungen müssen aufgelöst und Auen wieder angebunden werden. Hier sind die lokalen Politikerinnen und Politiker gefragt.

Einen ersten Erfolg hat die Landsberger Gruppe schon erreicht: Die Stadt Landsberg am Lech ebenso wie der Landkreis liebäugeln mit den sogenannten „Blue Communities“. Das ist eine internationale Bewegung, entstanden 2011 in Kanada, mit deren Beitritt man sich als Stadt, Gemeinde oder Institution freiwillig selbst verpflichtet, Wasser als öffentliches Gut zu sichern. Augsburg und München sind schon dabei. Am 6. Mai wird sich die Stadt Landsberg auf dem Wassersymposium offiziell zur „Blue Community“ erklären, wenn bis dahin alle relevanten Gremien zustimmen.

Text: Silke-Katinka Feltes | Foto: Bert-Magazin

Tipp:

Fragen zum Thema (Leitungs-)Wasser? Infos gibt es unter: www.atiptap.org oder hier: www.blue-community-deutschland.com Das gesamte Programm des Wasser-Sommers steht auf www.singingplanet.org/wasser-2023
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Wir müssen reden. Ja, es ist ernst. Um ehrlich zu sein: Reden reicht nicht mehr. Wir müssen was tun! Damit unsere Erde ein für alle lebenswerter Planet ist. Zu allgemein? Gut, fangen wir mit dem Thema Wasser an. Und keine Sorge, wir kleben uns nicht am Hauptplatz fest. Vielmehr zeigen wir viele kleine Schritte, die jede:r umsetzen kann. Und fordern große Schritte von denen hier im Landkreis, die die Macht hätten, sie umzusetzen.

Wir – das sind eine engagierte Gruppe Menschen aus der lokalen Gemeinwohlökonomie (GWÖ) um die Musiktherapeutin Doro Heckelsmüller, den Unternehmensberater Jochen Siebel und die Leitungswasser-Aktivistin Silke Meusel. Vom März über den Sommer bis zur „Langen Kunstnacht“ am 16. September (mit dem Schwerpunkt Wasser) haben sie in Landsberg unterschiedliche Aktionen inklusive eines großen Wassersymposiums unter der Schirmherrschaft von Landrat Thomas Eichinger geplant. Das Programm ist vielfältig: Informieren, aufwecken, ändern, aber auch singen, feiern, tanzen und ein gemeinsames In-den-Lech-springen am sogenannten Big-jump-Tag. (siehe auch unser Terminkalender auf Seite 44).

Was kann nun jede und jeder Einzelne tun, Frau Meusel?

Wir können ganz einfach jede Menge CO2, jede Menge Plastik und zudem noch Geld sparen, wenn wir ausschließlich Leitungswasser trinken würden. Obwohl unser Leitungswasser die allerbeste Qualität besitzt, sind wir Deutschen nach Italien der der europaweit zweitgrößte Verbraucher von Wasserflaschen. Seit den 70er Jahren hat sich unser Flaschenwasserkonsum mehr als verzehnfacht. Durch Transport und Verpackung von Flaschenwasser wird heute in Deutschland 1,5-mal so viel CO2 ausgestoßen wie durch den innerdeutschen Flugverkehr, das muss man sich mal vorstellen! 500 Liter Leitungswasser kosten uns ungefähr einen Euro. Wir könnten also bis zu 1.000 € im Jahr sparen, wenn wir kein Wasser mehr kaufen würden.

Warum funktioniert eigentlich der Trinkwasserbrunnen am Hauptplatz nicht? Fragen sich (von links) Doro Heckelsmüller, Joachim Siebel und Silke Meusel. Kann den nicht jemand reparieren?
Und was kann die Stadt, der Landkreis tun, Herr Siebel?

Da gibt es einiges: Wir brauchen im Stadt- und Landkreisgebiet mehr Trinkwasserbrunnen. Die Bundesregierung hatte schon letzten Sommer die Kommunen dazu aufgerufen, an möglichst vielen öffentlichen Plätzen, Trinkwasser aus dem Leitungsnetz verfügbar zu machen. In Schulen, Kitas, an Rad- und Wanderwegen, in der Verwaltung müsste überall die Möglichkeit bestehen, mitgebrachte Flaschen aufzufüllen. Das Refill-Prinzip kann ganz einfach umgesetzt werden: Wer einen Wasserhahn hat, kann Flaschen kostenlos mit Leitungswasser auffüllen. So können alle schnell und unkompliziert ihren Durst löschen. Warum stehen in Besprechungsräumen heute immer noch Wasserflaschen herum? Das ist der falsche Anreiz.

Dann wäre das noch das Thema Lech, Frau Heckelsmüller, was ist da los?

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts versucht der Mensch den Lech zu bändigen. Deiche und Aufschüttungen haben aus dem ehemaligen Wildfluss mit seinen weitläufig verflochtenen Fluss- und Auenlandschaften ein ökologisch stark eingeschränktes Gewässer gemacht. Dadurch fallen Bäche trocken, der Grundwasserspiegel senkt sich ab und die Artenvielfalt stirbt. Von der Landesgrenze bei Füssen bis zur Donaumündung gibt es 43 Querbauwerke und 30 Wasserkraftwerke. Den einzigartigen Lebensraum Wildflusslandschaft gibt es heute nicht mehr. Hier bietet der Auslauf von Kraftwerkskonzessionen 2034 die Chance, Naturschutz und Energieerzeugung zumindest teilweise zu verknüpfen. Der Lech braucht wieder mehr Platz, Seitenverbauungen müssen aufgelöst und Auen wieder angebunden werden. Hier sind die lokalen Politikerinnen und Politiker gefragt.

Einen ersten Erfolg hat die Landsberger Gruppe schon erreicht: Die Stadt Landsberg am Lech ebenso wie der Landkreis liebäugeln mit den sogenannten „Blue Communities“. Das ist eine internationale Bewegung, entstanden 2011 in Kanada, mit deren Beitritt man sich als Stadt, Gemeinde oder Institution freiwillig selbst verpflichtet, Wasser als öffentliches Gut zu sichern. Augsburg und München sind schon dabei. Am 6. Mai wird sich die Stadt Landsberg auf dem Wassersymposium offiziell zur „Blue Community“ erklären, wenn bis dahin alle relevanten Gremien zustimmen.

Text: Silke-Katinka Feltes | Foto: Bert-Magazin

Tipp:

Fragen zum Thema (Leitungs-)Wasser? Infos gibt es unter: www.atiptap.org oder hier: www.blue-community-deutschland.com Das gesamte Programm des Wasser-Sommers steht auf www.singingplanet.org/wasser-2023

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