Frischer Wind in der Gaststätte des Sportzentrums Landsberg am Lech.
Was den jungen Metzgermeister Alexander Kuhn mit dem Jakobsweg verbindet und was das mit dem Offside zu tun hat.
Soll ich oder soll ich nicht? Eine wahrlich lebensentscheidende Frage. Zum Beispiel: Soll ich mich in der Gastro selbstständig machen oder ist das selbstausbeuterischer Wahnsinn? Was tut ein junger Mensch, der vor dieser Entscheidung steht? Nun, er geht den Jakobsweg durch das nördliche Spanien. 30 Tage lang. Alleine. Und entscheidet sich gegen die Gastro. Zu viele Freunde, die selbst in der Landsberger Gastroszene arbeiten, haben massiv abgeraten.
Dann kommt er nach Landsberg zurück, voller Elan und frischer Energie. Und übernimmt die Kneipe im Sportzentrum der Stadt Landsberg. Diese etwas traurige Location, die bereits seit über einem Jahr leer steht, die niemand anderes wollte.
Alexander Kuhn stammt aus der Kauferinger Traditionsmetzgerei Kuhn und ist selbst ausgebildeter Metzgermeister. Er hat dort den Mittagstisch verantwortet, ein Catering aufgebaut und liebt das Kochen. Er ist 29 Jahre alt und Gründungsmitglied des Landsberger Elektronik-Kollektivs Blütezeit, die eng mit dem Lechatelier von Franz Hartmann verbandelt sind. Und: Er hat Power, Organisationstalent und jede Menge Ideen, wie man aus der ehemaligen Sportler- und Vereinskneipe eine richtig coole und gleichzeitig gemütliche Location für alle machen kann. Für Großveranstaltungen (Handballerball, Boogie-Pfingstcamp, Bambini-Turnier des EHC), Seminare (kleine und große Räume), eigene Veranstaltungen (Faschingsball, Silvester-Einstimmungskonzert) oder einfach nur fürs abendliche chillige Abhängen und lecker Essen.
All das und noch viel mehr, hat sich Alexander Kuhn durch den Kopf gehen lassen, als er vergangenen Frühling von Bilbao über Santiago de Compostella bis nach Finisterre an der galicischen Küste wanderte. Er ist „den Norte“ gegangen, also den camino del norte, den nördlichen, einsameren Jakobsweg. „Die erste Woche war hart, ich hatte Blasen an den Füßen und habe nur drei Menschen getroffen. Danach kommt man in eine Art mediativen Zustand. Eine irre Erfahrung, ich kann das nur jedem empfehlen.“
Im Herbst 2023 hat er dann die Eröffnung seines „Offside“ gefeiert, seines „Babys“, wie er sagt. Sein halbes Wohnzimmer habe er mittlerweile im Gastraum untergebracht und genau diesen Vibe merkt man dem ehemals nüchtern-traurigen Raum an. Mit vielen Pflanzen, warmen Farben, antiken Orientteppichen, gemütlichem Rattan, Holz und selbstgebastelten Flechtkorb-Lampen sieht es jetzt hell und freundlich aus. „Südseeflair“ bescheinigte die lokale Presse bei der Besichtigung. Im Sommer kommt dann noch der Außenbereich an die Reihe, der biergartenmässig aufgepeppt werden soll. In der Planung sind auch regelmäßige Pubquiz- und Spieleabende. Vielleicht mal ein Sushi-Event oder ein Steakabend, wie gesagt: Ideen hat dieser Alexander Kuhn viele.
Es könnte eine der lässigsten Locations der Stadt werden.