Local Heroes

Denkfabrik Zukunftsenergie

Alle reden von der Energiewende. Es gibt viel Verunsicherung durch die neuen Herausforderungen. Höchste Zeit, dem Ganzen mehr Realitätsnähe zu verpassen und die Umsetzung voranzutreiben. Das Landsberger Ingenieurbüro LENA Service macht genau das. Dabei geht es um Alles – außer um Verzicht. Ein Gespräch im von LENA gut geheizten Kauferinger Lechtalbad mit Geschäftsführer Tobias Schmid und Ingenieurin Katherina Braun.
Katharina Braun und Tobias Schmid im Lechtanlbad beim Interview.

Wie ist die LENA eigentlich entstanden – und warum?
TS: Als Ingenieur haben mich naturgemäß technische Herausforderungen immer interessiert. 2013 entstand im Landkreis das Klimaschutzkonzept und daraus die Landsberger Energieagentur LENA e.V.. Das war für mich und die LENA Kollegen der Ausgangspunkt, um neue Technologien zu verknüpfen und weiterzuentwickeln. Die Gründung der LENA Service GmbH war dann ein logischer Schritt, um in die Umsetzung zu kommen. Wichtig ist uns, bei allen Projekten die intelligente und technologieoffene Verknüpfung der Bereiche „Wärme“, „Strom“, „Speicherung“ und „Elektrische Mobilität“ konkret umzusetzen.
Was können Sie den Menschen in unserer Region mitgeben, damit sie im Bereich Energieversorgung positiv in die Zukunft schauen?
TS: Wir verstehen uns als Thinktank für Zukunftsenergie. Wir sind überzeugt, dass wir eine hohe energetische Souveränität erreichen können, wenn wir konsequent auf unsere regionalen energetischen Ressourcen setzen. Die Technologien dafür entwickeln sich mit enormer Geschwindigkeit. Es gilt nun, in jeder Gemeinde, in jedem Unternehmen und in jedem Haushalt regenerative Technologien so zu kombinieren, dass die wirtschaftlich attraktivste Lösung zur Umsetzung kommt. So können wir der Klimaveränderung konstruktiv mit den zielführenden Investitionen und einer raschen Energiewende begegnen.

Das hört sich doch ein bisschen nach Wunschdenken an, oder?
KB: Ganz und gar nicht. Wir setzen schon heute einen Mix aus zuverlässigen, regionalen Energiequellen in Wärme um und können diese Wärmelösungen zum besten Preis anbieten. Mit einem Drittel der Kommunen in unserem Landkreis sind wir dazu im Gespräch und können immer öfter mit unseren Konzepten überzeugen. Hier sind wir in der konkreten Planung, Umsetzung oder bereits im Betrieb.

Welche Energiequellen machen diesen Mix aus?
TS: Der Mix besteht zum Teil aus Abwärme – also Wärme, die beispielsweise in Industrieanlagen, Kläranlagen, Abluft schon mal entstanden ist und die wir erneut nutzbar machen. Hinzu kommen die viel diskutierten Wärmepumpen, Biogas, Geothermie, Photovoltaik oder Solarthermie. In der Planung sind Fluss- oder Seewärmepumpen. Diese führen sogar dazu, dass sich die stark aufgewärmten Gewässer wieder lokal abkühlen und dadurch die Lebensräume z. B. von Fischen verbessern.

Zu den viel diskutierten Wärmepumpen – Sinn oder Unsinn?
KB: In jedem Fall Sinn! Die Wärmepumpe ist zur Zeit die effizienteste Lösung, um aus jeglicher Art von Umweltwärme mit Strom Nutzwärme oder auch Kälte zu erzeugen – primär für den Neubau, aber auch für den Bereich Sanierung/ Modernisierung.

Welche konkreten Beispiele gibt es im Landkreis und welche sind geplant?
TS: Die sogenannten „Mobilen Wärmespeicher“, die übrigens gerade hier im Lechtalbad bis zu 50% der benötigten Energie liefern, waren unsere ersten Projekte. Für diese Technologie haben wir Industrieabwärme „eingefangen“, damit Wasser zum Heizen erwärmt und im mobilen Wärmetransport gespeichert. Nachdem es bisher noch kein passendes Fernwärmenetz gibt, kommt die Wärme einstweilen per LKW zum Nutzungsort.
Und die Entwicklung geht zügig voran: Im neuen Warmfreibad in Greifenberg wird nur noch über den mobilen Wärmetransport und Solarkollektoren geheizt. Dadurch konnten wir im laufenden Jahr bereits 51 Tonnen CO2 einsparen.

Inzwischen bieten wir ganze Wärmenetze an. Das sind Komplettlösungen aus unterschiedlichen regenerativen Energiequellen, die dann durch Wärmenetze zu den Haushalten kommen. Das gibt es für Neubaugebiete oder den Bestand. Aktuell schaffen wir Lösungen für private Haushalte in Issing und Vilgertshofen und für das Gewerbegebiet in Igling.

Die Wärmepumpe ist zur Zeit die effizienteste Technologie, um mit Strom Wärme zu erzeugen.

Wie lange dauert es durchschnittlich, bis so ein Wärmenetz realisiert ist?
TS: In den meisten Fällen braucht es von der Idee bis zur Fertigstellung zwei bis drei Jahre. Da sind dann aber auch Prozesse, wie die dringend erforderliche Bürgerbeteiligung, bereits enthalten.

Was gibt es sonst noch für Vorteile, die für Wärmenetze sprechen?
KB: Das System Wärmenetz ist günstiger als Einzellösungen für Einfamilienhäuser, weil z. B. das ganze Thema Service, Instandhaltung, Wartung für den Einzelhaushalt entfällt und einfach anteilig auf alle Anschlüsse umgelegt wird.
Man erhält zudem einen garantierten Preis für Wärme, mit dem man sicher planen kann. Der ist weitestgehend unabhängig vom Weltmarkt und somit wesentlich preisstabiler.

Und was hat unser Landkreis davon?
TS: Neben der Versorgungssicherheit für die Menschen und der Wirtschaftlichkeit macht es einfach Sinn, die Wertschöpfung in der Region zu halten, langlebige Lösungen zu schaffen und den Transformationsprozess aktiv zu gestalten.
Und das Ziel, unsere Region emissionsfrei in die Zukunft zu bringen, ist doch eine großartige Aufgabe, die das Leben für alle nachhaltiger und besser macht.
Im Übrigen gibt es bereits aktive Nachfragen aus weiteren Kommunen im Landkreis und sogar unseren Nachbarlandkreisen. Wir sind also auch dort schon als Wärme-Thinktank „bemerkt“ worden.

Was ist Ihnen persönlich bei der Transformation zu den Erneuerbaren Energien wichtig?
TS: Offen sein für Innovationen und Veränderungen, klug planen, rasch und fundiert handeln und in jedem Fall genussvoll leben.
Denn eine fossilfreie Energieversorgung ist keine Einschränkung, sondern lebenswerte Zukunft. Das zu erreichen ist unsere Aufgabe und sie ist definitiv machbar. Man muss nur wollen.

Wir danken für das Gespräch.

Von links: Katharina Braun und Tobias Schmid, Wärmetransport für das ADAC Mobilitätszentrum in Penzing, Photovoltaik in Schondorf, gut gedämmt: Leitungsrohre für das Wärmenetz in Issing, Ladestationen bei den Lechkraftwerken im Allgäu, Fernwärmeprojekt im Gewerbegebiet Igling

LENA wurde 2013 erst als Verein gegründet und entwickelt heute als LENA Service innovative Energiesysteme, die weitestgehend auf lokale und regionale Ressourcen setzen. Diese sind Sonne, Wind, Umweltwärme, Abwärme und Biomasse sowie regenerative Kraftstoffe.

  • 2014 Gründung LENA e. V.
  • 2017 Gründung LENA Service Wärmetransporte
  • 2019 Ergänzung E-Mobility
  • 2020 Ergänzung PV
  • 2021 Übernahmen PV Unternehmen
  • 2022 Wärmenetzbau
  • 2023 Kommunale Wärmenetzplanung
 Fotos: Bertl-Magazin, LENA Service
Local Heroes

Denkfabrik Zukunftsenergie

Alle reden von der Energiewende. Es gibt viel Verunsicherung durch die neuen Herausforderungen. Höchste Zeit, dem Ganzen mehr Realitätsnähe zu verpassen und die Umsetzung voranzutreiben. Das Landsberger Ingenieurbüro LENA Service macht genau das. Dabei geht es um Alles – außer um Verzicht. Ein Gespräch im von LENA gut geheizten Kauferinger Lechtalbad mit Geschäftsführer Tobias Schmid und Ingenieurin Katherina Braun.
Katharina Braun und Tobias Schmid im Lechtanlbad beim Interview.

Wie ist die LENA eigentlich entstanden – und warum?
TS: Als Ingenieur haben mich naturgemäß technische Herausforderungen immer interessiert. 2013 entstand im Landkreis das Klimaschutzkonzept und daraus die Landsberger Energieagentur LENA e.V.. Das war für mich und die LENA Kollegen der Ausgangspunkt, um neue Technologien zu verknüpfen und weiterzuentwickeln. Die Gründung der LENA Service GmbH war dann ein logischer Schritt, um in die Umsetzung zu kommen. Wichtig ist uns, bei allen Projekten die intelligente und technologieoffene Verknüpfung der Bereiche „Wärme“, „Strom“, „Speicherung“ und „Elektrische Mobilität“ konkret umzusetzen.
Was können Sie den Menschen in unserer Region mitgeben, damit sie im Bereich Energieversorgung positiv in die Zukunft schauen?
TS: Wir verstehen uns als Thinktank für Zukunftsenergie. Wir sind überzeugt, dass wir eine hohe energetische Souveränität erreichen können, wenn wir konsequent auf unsere regionalen energetischen Ressourcen setzen. Die Technologien dafür entwickeln sich mit enormer Geschwindigkeit. Es gilt nun, in jeder Gemeinde, in jedem Unternehmen und in jedem Haushalt regenerative Technologien so zu kombinieren, dass die wirtschaftlich attraktivste Lösung zur Umsetzung kommt. So können wir der Klimaveränderung konstruktiv mit den zielführenden Investitionen und einer raschen Energiewende begegnen.

Das hört sich doch ein bisschen nach Wunschdenken an, oder?
KB: Ganz und gar nicht. Wir setzen schon heute einen Mix aus zuverlässigen, regionalen Energiequellen in Wärme um und können diese Wärmelösungen zum besten Preis anbieten. Mit einem Drittel der Kommunen in unserem Landkreis sind wir dazu im Gespräch und können immer öfter mit unseren Konzepten überzeugen. Hier sind wir in der konkreten Planung, Umsetzung oder bereits im Betrieb.

Welche Energiequellen machen diesen Mix aus?
TS: Der Mix besteht zum Teil aus Abwärme – also Wärme, die beispielsweise in Industrieanlagen, Kläranlagen, Abluft schon mal entstanden ist und die wir erneut nutzbar machen. Hinzu kommen die viel diskutierten Wärmepumpen, Biogas, Geothermie, Photovoltaik oder Solarthermie. In der Planung sind Fluss- oder Seewärmepumpen. Diese führen sogar dazu, dass sich die stark aufgewärmten Gewässer wieder lokal abkühlen und dadurch die Lebensräume z. B. von Fischen verbessern.

Zu den viel diskutierten Wärmepumpen – Sinn oder Unsinn?
KB: In jedem Fall Sinn! Die Wärmepumpe ist zur Zeit die effizienteste Lösung, um aus jeglicher Art von Umweltwärme mit Strom Nutzwärme oder auch Kälte zu erzeugen – primär für den Neubau, aber auch für den Bereich Sanierung/ Modernisierung.

Welche konkreten Beispiele gibt es im Landkreis und welche sind geplant?
TS: Die sogenannten „Mobilen Wärmespeicher“, die übrigens gerade hier im Lechtalbad bis zu 50% der benötigten Energie liefern, waren unsere ersten Projekte. Für diese Technologie haben wir Industrieabwärme „eingefangen“, damit Wasser zum Heizen erwärmt und im mobilen Wärmetransport gespeichert. Nachdem es bisher noch kein passendes Fernwärmenetz gibt, kommt die Wärme einstweilen per LKW zum Nutzungsort.
Und die Entwicklung geht zügig voran: Im neuen Warmfreibad in Greifenberg wird nur noch über den mobilen Wärmetransport und Solarkollektoren geheizt. Dadurch konnten wir im laufenden Jahr bereits 51 Tonnen CO2 einsparen.

Inzwischen bieten wir ganze Wärmenetze an. Das sind Komplettlösungen aus unterschiedlichen regenerativen Energiequellen, die dann durch Wärmenetze zu den Haushalten kommen. Das gibt es für Neubaugebiete oder den Bestand. Aktuell schaffen wir Lösungen für private Haushalte in Issing und Vilgertshofen und für das Gewerbegebiet in Igling.

Die Wärmepumpe ist zur Zeit die effizienteste Technologie, um mit Strom Wärme zu erzeugen.

Wie lange dauert es durchschnittlich, bis so ein Wärmenetz realisiert ist?
TS: In den meisten Fällen braucht es von der Idee bis zur Fertigstellung zwei bis drei Jahre. Da sind dann aber auch Prozesse, wie die dringend erforderliche Bürgerbeteiligung, bereits enthalten.

Was gibt es sonst noch für Vorteile, die für Wärmenetze sprechen?
KB: Das System Wärmenetz ist günstiger als Einzellösungen für Einfamilienhäuser, weil z. B. das ganze Thema Service, Instandhaltung, Wartung für den Einzelhaushalt entfällt und einfach anteilig auf alle Anschlüsse umgelegt wird.
Man erhält zudem einen garantierten Preis für Wärme, mit dem man sicher planen kann. Der ist weitestgehend unabhängig vom Weltmarkt und somit wesentlich preisstabiler.

Und was hat unser Landkreis davon?
TS: Neben der Versorgungssicherheit für die Menschen und der Wirtschaftlichkeit macht es einfach Sinn, die Wertschöpfung in der Region zu halten, langlebige Lösungen zu schaffen und den Transformationsprozess aktiv zu gestalten.
Und das Ziel, unsere Region emissionsfrei in die Zukunft zu bringen, ist doch eine großartige Aufgabe, die das Leben für alle nachhaltiger und besser macht.
Im Übrigen gibt es bereits aktive Nachfragen aus weiteren Kommunen im Landkreis und sogar unseren Nachbarlandkreisen. Wir sind also auch dort schon als Wärme-Thinktank „bemerkt“ worden.

Was ist Ihnen persönlich bei der Transformation zu den Erneuerbaren Energien wichtig?
TS: Offen sein für Innovationen und Veränderungen, klug planen, rasch und fundiert handeln und in jedem Fall genussvoll leben.
Denn eine fossilfreie Energieversorgung ist keine Einschränkung, sondern lebenswerte Zukunft. Das zu erreichen ist unsere Aufgabe und sie ist definitiv machbar. Man muss nur wollen.

Wir danken für das Gespräch.

Von links: Katharina Braun und Tobias Schmid, Wärmetransport für das ADAC Mobilitätszentrum in Penzing, Photovoltaik in Schondorf, gut gedämmt: Leitungsrohre für das Wärmenetz in Issing, Ladestationen bei den Lechkraftwerken im Allgäu, Fernwärmeprojekt im Gewerbegebiet Igling

LENA wurde 2013 erst als Verein gegründet und entwickelt heute als LENA Service innovative Energiesysteme, die weitestgehend auf lokale und regionale Ressourcen setzen. Diese sind Sonne, Wind, Umweltwärme, Abwärme und Biomasse sowie regenerative Kraftstoffe.

  • 2014 Gründung LENA e. V.
  • 2017 Gründung LENA Service Wärmetransporte
  • 2019 Ergänzung E-Mobility
  • 2020 Ergänzung PV
  • 2021 Übernahmen PV Unternehmen
  • 2022 Wärmenetzbau
  • 2023 Kommunale Wärmenetzplanung
 Fotos: Bertl-Magazin, LENA Service

Weitere Beiträge

Wo die Qualität zu Hause ist
Manns Bild