Ein Besuch auf dem Bio-Bauernhof Grabmaier in Scheuring
Pure Landidylle: Im Hintergrund der Kirchturm und der festlich geschmückte Maibaum von Scheuring. Auf der üppigen Kräuterwiese davor „die Damen“ von Biobauer Grabmaier. 250 Hennen und die zwei Ziegen Resi und Rosi. Die Legehennen in den zwei mobilen Ställen erwirtschaften einen Teil des Einkommens der Familie Grabmaier. Ein anderer Teil stammt von der Braugerste, aus der das – mittlerweile über die Dorfgrenzen hinaus bekannte – „Scheuringer Helle“ gebraut wird.
Franz-Paul und Daniela Grabmaier sind Landwirte im Nebenerwerb. Der Familienbetrieb lebt davon, dass alle sich gegenseitig unterstützen und die Eltern und Schwiegereltern genauso mithelfen wie die drei Kinder. Franz-Paul ist hauptberuflich im Bauhof der Gemeinde beschäftigt, seine Frau arbeitet als Erzieherin im lokalen Kindergarten.
Beide sind in Scheuring aufgewachsen und kennen sich schon seit frühester Kindheit, eine „klassische Sandkastenliebe“, sagt Daniela. Beide fühlen sich ihrem Heimatort Scheuring sowie dem Hof tief verbunden. „Wir haben schon als Kinder im Trachtenverein gerne miteinander getanzt.“ Einige Jahre später entdeckten beide das Boogie-Tanzen für sich und wirbeln seither in ihrer Freizeit immer noch gemeinsam über die Tanzfläche.
Bis zur Jahrtausendwende war der Familienhof ein konventioneller Milchviehbetrieb. Vor 20 Jahren – nach der BSE-Krise – stellten die Grabmaiers sukzessive auf Ackerbau und Bio-Landwirtschaft um. Zunächst aus wirtschaftlichen Gründen und dann um sich mehr Eigenständigkeit zu bewahren. „In der konventionellen Landwirtschaft waren wir zunehmend abhängig von Düngemittel- und Pestizidherstellern, die die Preise diktieren. Auch auf der Ertragsseite ist der Bio-Landbau attraktiver, auf dem herkömmlichen Markt herrscht ein brutaler Preiskampf.“
Je länger sie sich mit Ökolandbau beschäftigten, umso überzeugter wurden sie von den positiven Effekten auf Mensch und Natur. Viel Unterstützung gab es vom Bioverband und im Austausch mit dem Nachbarbauern, der bereits einige Zeit ökologisch wirtschaftete. Inzwischen ist der Hof ein zertifizierter Naturland-Betrieb und beliefert mit Bio-Getreide den Bäcker in der Nachbargemeinde wie auch die Brauerei in Holzhausen.
Welcher Hof besitzt schon ein eigenes Bier?
Stolz präsentiert Franz-Paul sein „Bauernhofbier“. Natürlich müssen wir sowohl das „Scheuringer Helle“ wie auch das „Scheuringer Weißbier“ verkosten. Herrlich erfrischend. Wie kam es eigentlich zu dem eigenen Bier? Die Idee hatte Daniela schon lange. Doch für so kleine Mengen ist es schwierig einen Partner zu finden, der das Bier braut und abfüllt. So dachten sie. Dann fragte die Brauerei Holzhausen an, ob sie Braugerste in Bio-Qualität liefern könnten. Konnten sie.
Das war 2023, die Geburtsstunde von „Grabmaiers Bauernhofbier“. „Es wird unfiltriert abgefüllt, daher ist auch das Helle leicht trüb“, erklärt Fanz-Paul, „durch die Schwebstoffe schmeckt es etwas herber und malziger als andere helle Biere, es ist aber trotzdem süffig – perfekt für einen netten Grillabend mit Freunden!“
Eine der „Damen“ hat es übrigens als Markenzeichen aufs Etikett geschafft: Auf einem Bierfass sitzt eine sehr zufriedene Henne. Eine echte Grabmaier eben.
Grabmaiers pflanzen alte Getreidesorten an, die seit den Nachkriegsjahren aus der Landwirtschaft praktisch verschwunden waren und durch immer ertragreichere Züchtungen ersetzt wurden. Die bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft stellte aus seiner Gendatenbank alte Weizensorten zur Verfügung, die fast schon in Vergessenheit geraten waren, wie den „AllgäuerLandweizen“ und den „Lechfelder Weizen“. Seit 2022 wachsen sie nun wieder auf den Feldern rund um Scheuring. Der Vorteil: Alte Getreidesorten sind nicht überzüchtet und lösen in der Regel keine Unverträglichkeiten aus. Die Bäckerei Luber in Prittriching verarbeitet Grabmaiers Getreide zu leckeren Backwaren.
Erhältlich ist das regionale Bier nur im Getränkemarkt Schuster in Weil sowie bei Familie Grabmaier direkt. Im „Bio-Drive-In“ direkt am Hof, Hauptstraße 44, in Scheuring gibt es außerdem Eier, Dinkelmehl, Weizen- und Ur-Weizenmehl aus eigenem Anbau, dazu Nudeln und je nach Saison Gemüse, Marmelade oder andere landwirtschaftliche Erzeugnisse, auch von anderen Bio-Erzeugern aus der Region. Nur das Bier kann hier aus Jugendschutzgründen nicht verkauft werden.