Simon Lovermann – seine Musik und Kunst kann man nicht einfach in einem Satz zusammenfassen.
Vielleicht in einem Wort: vielfältig. Nicht nehmen lassen wollten wir uns bei diesem Nachnamen die Anspielung auf einen alten Supertramp-Song.
New York, Tokyo, Unterfinning. Alles wichtige Orte, wenn man das Leben und Werk von Simon Lovermann verstehen will. Auch Istanbul, Paris und St. Ottilien sind dabei. Augsburg und Landsberg sowieso.
Er ist laut seiner E-Mail-Signatur: Artist, Composer und Cultural Entrepreneur. Mit Sicherheit lässt sich sagen: Simon Lovermann ist ein vielseitiger Künstler.
Zitat Lovermann: Ich habe so viele Hüte auf, das ist für die meisten verwirrend.
Magazinkunst und Gestaltung
2008 hat er mit Freunden das heute international renommierte Fotografie-Magazin und die Organisation für zeitgenössische Fotografie „Der Greif“ gegründet. Beides begleitet er als Artistic Director. 2014 gewann die Zeitschrift den international renommierten Lucie Award als „Photography Magazine oft the Year“. Heute – mittlerweile gibt es die Ausgabe Nummer 13 – hat „Der Greif“ Büros in München, New York und Tokyo.
Zitat Lovermann: Wir sind sehr unkonventionell gestartet und haben von Anfang an in keine Schublade gepasst. Eigentlich sind wir mit vielen Dingen bis heute unserer Zeit voraus.
Ein Versuch der Annäherung.
Moderner Tanz und Komposition
Seit zehn Jahren komponiert er für den Tänzer und Choreografen Dustin Klein (seit der Schulzeit in St. Ottilien mein best buddy), die Musik für viele moderne Ballett- und Tanztheateraufführungen.
Zitat Lovermann: Ich denke sehr visuell und konzeptionell. Ich komme viel über den Rhythmus.
Technologie und Internet
Als Start-up-Unternehmer hat er Picter (eine Plattform für Bilddatenlogistik) sowie Picter Workspace
(„die Lösung zur kollaborativen Fotoauswahl für professionelle Bildschaffende“) entwickelt und über die Jahre zu einem profitablen Business aufgebaut.
Zitat Lovermann: Wir haben ein Produkt entwickelt, das viele große Unternehmen wie Leica, Magnum, Vogue nutzen. Der Betrieb läuft. Jetzt wird es Zeit, andere Leute in der Führung einzusetzen und mich auf die Dinge zu konzentrieren, die ich machen will. Und mittelfristig ist das die Musik.
Musik und Komposition
Kommen wir also zu dem Punkt, der Lovermann zurzeit am wichtigsten ist: Die Musik.
Ende letzten Jahres hat er seine erste Platte in London vorgestellt. Veröffentlicht auf dem Münchner Indie-Jazz-Label Squama. Ein Stilmix aus Elektronik, Jazz und Minimal Music. Der Titel: Handwerke. Der Untertitel: Songs for my fathers.
Diese Väter spielen eine entscheidende Rolle bei seiner musikalischen und künstlerischen Identitätssuche. Für die Vinyl-Version des Albums hat er 16 Fotokünstler:innen
gebeten, ihren Bezug zum Thema Identität fotografisch auszudrücken. Das Ergebnis liegt als Booklet – und bei einer limitierten Sammleredition als Postkarten – bei.
Zitat Lovermann: Ich möchte eine visuelle Welt mit dem Album erzählen.
Die Väter
Sein leiblicher Vater, der Jazzmusiker Robert Walzer, starb mit 28 Jahren auf dem Weg in die Münchner Unterfahrt. Da wusste er nicht, dass seine Freundin mit Simon schwanger war. Sein zweiter Vater wurde Christian Karlstetter, der langjährige Leiter der Landsberger Schloßberg- und später der Mittelschule.
Mit elf Jahren „erbte“ Simon das Klavier, Schränke voller Noten und eine umfassende Jazz-Plattensammlung seines ersten Vaters. Auch einige Kompositionen waren dabei und eine davon (Interlude No.1) hat er mit in die neue Platte fließen lassen.
Die Plattensammlung hat ihn damals übrigens inspiriert, vom klassischen Klavier Richtung Improvisation zu gehen.
Zitat Lovermann: Das wird jetzt der Teil meines Lebens, in dem ich mich hauptsächlich mit Musik auseinandersetzen will.
Die Musik
Die Songs hatte er schon 2015 komponiert. Doch dann kamen ihm die anderen Hüte in den Weg, die Gründung von Picter, die Geburt seines eigenen Sohnes. Als aber der Komponist und Produzent Ry Cooder seine Musik lobte, beschloss er, endlich eine eigene Platte herauszubringen. Heute spielt auch die britische DJ-Legende Gilles Peterson Simon Lovermanns Musik in seinem Programm.
Zitat Lovermann: Das hat was mit mir gemacht, dass so jemand meine Musik gut findet, das ist wie ein Ritterschlag.
Das Konzert
Im Juni spielt Simon Lovermann im Stadttheater Landsberg (für das er übrigens jahrelang das Programm und die Website gestaltet hatte) „das ganze Set, wie ich es mir seit Jahren vorstelle“.
Zitat aus dem Programmheft „Songs For My Fathers“ ist seine Verbeugung vor seinen zwei Vätern. Und eine emotionale Auseinandersetzung mit den Themen Tod, Vaterschaft, Familie, Identität und Herkunft. Am Piano und unter Verwendung akzentuierter elektronischer Komponenten erzählt er in skizzenhafter, bildhafter Weise seine Geschichte, ohne Worte.
Der Name
Nein, es ist kein Künstlername. Als seine Frau ihm einen Antrag machte, war es für Simon Karlstetter selbstverständlich, ihren Namen anzunehmen.
Für sein Albumcover hat sich Lovermann etwas Besonderes einfallen lassen.
Künstlerinnen und Künstler haben 16 verschiedene Cover zur Frage von Identität gestaltet.
Info
Auftritt im Stadttheater Landsberg am Donnerstag, 2. Juni 2022 um 20 Uhr.
Special vinyl edition in der DISCY MusikBuchHandlung oder unter:
www.shop.dergreif-online.de/collections/vinyl