Für die Herstellung einer Prothese bedarf es neben höchster Handwerkskunst auch eines sensiblen, empathischen Umgangs mit denjenigen Menschen, die einen Teil ihres Körpers verloren haben. Die Brüder Johannes und Peter Reidl, beide Orthopädietechnik-Meister mit eigenem Fachgeschäft im Landsberger Osten, können beides. 

Im Laden auf der rechten Seite steht ein Regal. Darin: Sehr unterschiedliche Beinprothesen und Orthesen. Ein fast antiquarisch anmutendes, mechanisches Modell mit schicken Lederschnüren. Daneben ein schlankes, geschmeidiges Bein-Ersatzteil aus Leichtmetall und Carbon, elektronisch unterstützt und programmierbar. Etwas versteckt eine unscheinbare Konstruktion, leicht, elastisch und dennoch stabil. 

Die drei Varianten (und noch viele mehr) werden im Orthopädietechnik-Fachgeschäft Reidl maßangefertigt. Alle drei zeugen von höchster Handwerkskunst. Das Ledermodell war einst das Meisterstück von Peter Reidl (46). Rechts daneben steht eine Eigenentwicklung von Johannes Reidl, dem drei Jahre jüngeren Bruder, ebenfalls Orthopädietechnik-Meister. 

Jede Prothese, ob mechanisch oder elektronisch unterstützt, ist hier ein handgefertigtes Unikat. Genau wie jeder Mensch einzigartig und jeder Schicksalsschlag auf seine eigene Art tragisch ist, so betreuen die Brüder Reidl jeden ihrer Kundinnen und Kunden mit professioneller äußerster Sorgfalt und gleichzeitig menschlich-liebevoller Aufmerksamkeit. 

„Wenn ein Mensch eine Prothese braucht, aus welchem Grund auch immer, dann ist der wichtigste Rückhalt in seinem Leben die Familie. Der zweitwichtigste Mensch ist sein Orthopädiemechaniker“, sagt Johannes Reidl. Die Erstversorgung findet in der Regel in der Klinik und Reha statt. Hier wird den Betroffenen mit vorläufigen Prothesen zunächst auf die Beine geholfen. Für die endgültige (Definitiv-) Prothese im Anschluss ist das exakte Ermitteln, Konzipieren, Entwickeln, Herstellen und Anpassen wichtig. Dies ist ein hochkomplexer Prozess, der genauestens auf das jeweilige Individuum zugeschnitten sein muss. Von mechanisch bis mikroprozessorgesteuert, von leicht bis sportlich sind hier viele Möglichkeiten denkbar und im Fachgeschäft Reidl auch machbar, denn jede Prothese wird vor Ort selbst hergestellt. Vom ausführlichen Vorgespräch über die Fertigung in der hauseigenen Werkstatt bis hin zur oft lebenslangen Begleitung. 

„Ich liebe meinen Beruf, weil er so unterschiedliche Herausforderungen bietet“, sagt Johannes Reidl. Und Peter Reidl schiebt nach: „Es ist ein Privileg, das Leben vieler Menschen derart verbessern zu können. Wir haben zu allen unseren Kundinnen und Kunden ein sehr persönliches Verhältnis.“ 

Neben maßangefertigten Prothesen und Orthesen (also unterstützenden Hilfsmitteln) ist ein weiteres Spezialgebiet der Reidl-Brüder die Lymph- und Narbenversorgung mittels flachgestrickter Kompressionsbandagen. Selbstverständlich gibt es bei den Orthopädietechnikern Reidl auch den komlpetten, klassischen Orthopädiebedarf wie Einlagen, Bandagen und Schuhe.