Zum Erwachsenwerden gehören Herausforderungen. Doch „egal, wo du bist, und wer
dich umgibt, du kannst immer etwas daraus machen“, heißt es in Kaufering. Diese (wichtige) Botschaft möchte der Kinder- und Jugendchor „DoReMi“ im Herbst auf die Bühne bringen.
Wer kennt sie nicht, die Geschichte der Alice? Diesem kecken Mädchen, das dem weißen Kaninchen folgt. Das auf ihrem Weg dem verrückten Hutmacher, Zwiddeldum und Zwiddeldei, sowie der Grinsekatze begegnet und so einige verrückte Abenteuer erlebt. Gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Wunderlands kommt Alice am Ende zu der wichtigen Erkenntnis: egal, wo du bist, und wer dich umgibt, du kannst immer etwas daraus machen.
„Das ist genau das, was uns an dem Stück gereizt hat,“ sagt Regisseur Andreas Walch, „Alice ist ein Klassiker, bei dem es vermeintlich um Fantasie und sonderbare Dinge geht. In unserer Interpretation ist es ein Stück, bei dem das Erwachsenwerden und vor allem das Zu-sich-finden und Zu-sich-stehen essentiell ist, so wie es vom Autor Lewis Carol ursprünglich gedacht war.“
Andreas Walch arbeitet gemeinsam mit Chorleiterin Silvia Elvers an dem neuen Musical „Alice“. Aufgeführt wird es im Herbst vom Kauferinger Kinder- und Jugendchor DoReMi.
DoReMi ist ein besonderer Chor. Einer, der mehr kann als singen. „DoReMi ist eine Talentschmiede. Eine riesige Schatzkiste voller toller Kinder“, sagt Silvia Elvers. Hier zählt weniger der Leistungsgedanke. Viel mehr die Summe aller mitgebrachten Talente und Fähigkeiten. Vom Kostüm-, Masken- und Bühnenbild über die Choreografie, Öffentlichkeitsarbeit und Technik bis hin zum Catering kann und soll sich jedes Kind nach seinen Begabungen und Interessen einbringen. So wird beispielsweise das Budget für den Plakatentwurf nicht für dessen professionelle Erstellung ausgegeben sondern für eine Grafikdesignerin, die die Kinder und Jugendlichen bei der Erstellung unterstützt. Die Mitglieder des Chores entwickeln sich also nicht nur im musikalisch-schauspielerischen Bereich, sondern lernen auch viel Praktisch-Organisatorisches.
Casting und Proben haben begonnen. In den Herbstferien finden die Hauptproben im Rahmen einer Intensivwoche in St. Ottilien statt. Am 2. und 3. November finden vier Aufführungen in Landsberg statt.
Silvia Elvers (47) wurde vergangenen September für ihr Wirken als Chorleiterin mit der Dominikus-Zimmermann-Rocaille in Silber von der Stadt Landsberg geehrt. Zuvor, im November 2022, erhielt die Chorgemeinschaft DoReMi den Sonderpreis Musik der Kulturförderung des Landkreises Landsberg.
Man könnte sagen, so Elvers, es sei ein Praktikum fürs Leben, das später vielleicht sogar den ein oder anderen Berufsweg ebne. Bei einem derart intensiven Projekt dabei zu sein, „das vergisst man sein Leben lang nicht. Ich weiß das aus meiner eigenen Kindheit. Meine 12-jährige Tochter war letztes Jahr bei dem Stück „Anne Frank“ dabei. Seitdem hat sie immer wieder das Buch rausgeholt, ein Referat darüber gehalten und bis heute kommen immer wieder Fragen dazu. Ein tiefgehendes Thema kann einen das ganze Leben lang begleiten.“
Mit einem Repertoire von klassischer Kirchenmusik bis Gospel und Pop sowie zahlreichen Musiktheaterproduktionen hat sich der Kinder- und Jugendchor „DoReMi“ bis weit über die Grenzen Kauferings einen Namen gemacht. Inzwischen zählt er über 140 Mitglieder. Das jüngste ist fünf Jahre alt, das älteste zwanzig. Chorleiterin Silvia Elvers entdeckte als Teenagerin ihre Liebe zum gemeinsamen Singen. Sie studierte Kirchenmusik und Chordirigieren im Aufbaustudium. Neben einer Dozententätigkeit an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten gründete sie dann im Jahr 2013 „DoReMi“ als Teil der evangelischen Pauluskirche in Kaufering.
Auch wenn der Kinder- und Jugendchor DoReMi geistliche Lieder im Kauferinger Gottesdienst oder bei diversen Konzerten singt, so habe das Musical „Alice“ nichts mit dem evangelischen Glauben zu tun, betont Elvers. Aber: „Wer singt, betet doppelt“. „Alice kam ins Wunderland aus einer Laune heraus. War das richtig oder falsch? „Wie dem auch sei, es war sehr interessant“, sagt das Mädchen im Stück. „Ich glaube, ich bin während all dem erwachsener geworden. Vielleicht ist es im Leben so. Ich weiß es wirklich nicht. Aber alles was ich weiß ist, ich bin hier. Und ihr seid hier. Nichts sonst. Wir sind wie wir sind. Und irgendwie meine ich, jeder von uns sollte das Beste aus sich machen.“