Es geht um nicht weniger als unsere Zukunft: Wir müssen die Energiewende schaffen! Leider haben viele Menschen in der Energiepolitik die Orientierung verloren. Zeit, die Fakten zu sortieren und Perspektiven aufzuzeigen.
Politik und Gesellschaft haben in Bayern die Klimaneutralität bis 2040 zum Ziel erklärt: In diesem Zuge müssen wir die Energiewende in allen Sektoren schaffen und Alternativen zu fossilen Energieträgern einsetzen! Die Lösungen dazu gibt es, sie sind aber vielschichtig. Im Landkreis Landsberg arbeiten seit rund 10 Jahren der ehrenamtliche Verein LENA e.V. und die Ingenieursgesellschaft LENA Service GmbH aktiv an der Energiewende. Wir haben LENA Service Geschäftsführer Tobias Schmid sowie Projektingenieurin Katharina Braun und den Teamleiter Wärme Matthias Rautenstrauch gebeten, mehr Klarheit in das wichtige, aber komplexe Thema zu bringen.
Was hat die LENA Service unserem Landkreis zu bieten?
Tobias Schmid: Um die definierten Klimaziele in unserer Region zu erreichen hat der Landkreis Landsberg ganz besondere Potentiale: Neben überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden haben wir mit Lech und Ammersee in mehrerer Hinsicht wertvolle energetische Ressourcen. Dazu kommen ein hoher Waldanteil und verhältnismäßig viel Fläche pro Einwohner. Wir als LENA Service suchen und entwickeln die spezifischen Potentiale auf Gemeindeebene, für Quartiere oder Unternehmen und kombinieren die unterschiedlichen Komponenten zu einer fossilfreien und wirtschaftlichen Gesamtlösung. Jede einzelne besteht aus einem optimalen Mix aus regenerativem Strom, verschiedenen Wärmequellen und Speichern. Die möglichen Wärmequellen sind Abwärme aus Industrieprozessen, erdgebundener Umweltwärme, Luft, Biomasse, Geothermie, Grundwasser oder sogar Oberflächenwasser aus Seen und Flüssen. Wichtig dabei ist: Wir erzeugen unsere Energie in der Region selbst, und bauen damit Wertschöpfung in den Gemeinden auf und aus.
In welchen Gemeinden ist die LENA Service aktiv
und was genau tun Sie dort?
Matthias Rautenstrauch: Bereits ein Drittel der Gemeinden im Landkreis sind unsere Kunden. In Issing, Pflugdorf und Stadl entsteht zum Beispiel gerade ein klimaneutrales Wärmenetz. Wir erledigen hier Aufgaben, die anderen aufgrund der politischen Vorgaben noch bevorstehen. Oberstes Ziel sind für uns die Versorgungssicherheit sowie verlässliche Preise. Wenn die Gemeinden das lokale Wärmenetz betreiben, ist sichergestellt, dass diese konstant bleiben. Das macht unabhängig von den unkalkulierbaren Weltmärkten und die Wertschöpfung bleibt in der Kommune. Von den Erträgen können dann z. B. Kindergärten, Seniorenheime oder Feuerwehrautos finanziert werden.
Also: Nicht für die Mineralölkonzerne wirtschaften, sondern für die Gemeindekasse! Zusätzlich werden Arbeitsplätze vor Ort gesichert oder geschaffen.
Wie profitieren zum Beispiel Hauseigentümer konkret von der LENA Service?
Katharina Braun: Ganz klar: Energie sparen. Geld sparen. Zukunft sichern! Wer jetzt auf erneuerbare Energien umstellt, investiert perspektivisch in die eigene Tasche. Und die kommenden kommunalen Wärmenetze bieten für die Endkunden Versorgungssicherheit, stabile Energiekosten und viele weitere Vorteile, wie z. B. den Wegfall von Wartung und Kaminkehrer.
Es scheint nicht zuletzt in der politischen Diskussion erhebliche Unsicherheit und Uneinigkeit über den richtigen Weg zu geben. Wie schätzen Sie die Situation ein?
Tobias Schmid: Das Thema Klimawandel und Energiewende ist weltweit Herausforderung und wirtschaftliche Chance zugleich. Es entstehen laufend neue Technologien, die unseren Weg zur Klimaneutralität vielleicht noch besser und effizienter machen könnten. Welche Technologien sich davon durchsetzen ist aber nicht sicher vorhersehbar. Zudem müssen deren Vorteile und Risiken erklärt und kommuniziert werden.
Dabei scheint es oftmals leichter, im Sinne von bequemer, am Bestehenden festzuhalten. Die Quittung für das Nichthandeln kommt dann später – und diese kommt sicher. Wir müssen uns heute, nicht morgen, der Verantwortung stellen und die energetische Transformation zu unserem wirtschaftlichen Vorteil annehmen. In der Gemeinde Fuchstal hat man das zum Beispiel schon früh verstanden. Über Bürgerbeteiligungen verdienen hier alle mit und investieren wieder in weitere Maßnahmen. Das hat nichts mit Ideologie zu tun, sondern mit Weitsicht, finanzieller Verantwortung und klugem Handeln.
Ein Blick in die technologische Zukunft:
Was hat es mit den See- oder Flusswärmepumpen im Landkreis auf sich?
Katharina Braun: Oberflächengewässer sind ein enormer Wärmespeicher und damit für anliegende Gemeinden eine gute zusätzliche Option. Hierzu arbeiten wir gerade an einer Machbarkeitsstudie in Kinsau. Dazu muss man wissen: Der Lech wurde durch die Staustufen und den Klimawandel immer wärmer, zusätzlich wird durch die Industrie Wärme eingeleitet.
Ein Teil davon kann über eine Flusswärmepumpe wieder entnommen, und in ein Wärmenetz eingespeist werden. Dass diese Technik funktioniert, kann man zum Beispiel in Kopenhagen sehen. Dort gibt es eine Meerwasserwärmepumpe, die seit diesem Sommer klimaneutrale Wärme für 100.000 Menschen liefert. Mit einem Wärmenetz funktioniert das auch in kleinerem Maßstab auf Gemeindeebene.
2 x LENA aufgeklärt:
Die LANDSBERGER ENERGIE AGENTUR (LENA e. V.)
hat bereits 2014 als beratende und ehrenamtliche Organisation begonnen. Das tut sie auch bis heute. Ehrenamtliche Mitglieder beraten Bürger und Bürgerinnen, Kommunen, Unternehmen in den Fragen zur Energiewende und einer CO2-neutralen Zukunft.
Die LENA Service GmbH
ist ein Ingenieurs- und Planungs-Unternehmen, das souveräne, fossilfreie Energie-Lösungen in den Bereichen Strom und Wärme entwickelt, umsetzt und betreibt. LENA Service sieht sich dem Green Deal der EU verpflichtet und setzt auf die Entwicklung innovativer Energiesysteme für Gewerbegebiete oder Wohnquartiere. LENA Service beschäftigt heute bereits ca. 18 qualifizierte Ingenieure und Mitarbeitende.