Ein Kommentar
Werner Lauff VS Kreisbote
Lange Jahre (sechs um genau zu sein) hat ein Journalist (auch hier wollen wir genau sein: Werner Lauff) Woche für Woche einen Kommentar auf der zweiten Seite des Kreisboten geschrieben. Es soll nicht wenige Leser:innen gegeben haben, die genau deshalb den Kreisboten gelesen haben. Endlich mal jemand mit einer Meinung! Es soll andere gegeben haben, die ihn nervig fanden oder die sich angegriffen fühlten.
Plötzlich, von heute auf morgen und ohne jeden erklärenden Kommentar, verschwand diese Lauff`sche Meinungsseite aus dem Kreisboten.
Was ist passiert? Nun, in aller Kürze: Die Pressefreiheit wurde in diesem konkreten Fall zugunsten eines Anzeigenkunden mit Füßen getreten.
Aha.
Schauen wir genauer hin:
Die Stadtwerke Landsberg haben sich über einen kritischen Kommentar des freien Journalisten Werner Lauff im Kreisboten in der KW 46 beschwert. Dürfen sie. Ein Kommentar heißt Kommentar, weil er die subjektive Meinung des Autors darstellt. Kommentare wollen per definitionem Einfluss nehmen und zu etwas auffordern, sei es zum Nachdenken, zu einem bestimmten Urteil, Handeln oder Verhalten. Diese Meinung muss man nicht teilen, man muss sie auch nicht mögen. Nun haben sich die Stadtwerke Landsberg beim hiesigen Anzeigenleiter beschwert. Dieser „eskaliert“ die Situation komplett an der Redaktion vorbei bis zum Verlagsleiter Helmut Josef Ernst in Weilheim. Der wiederum teilt der Lokalredaktion, also Toni Schwaiger, umgehend mit, dass Beiträge von Werner Lauff künftig nicht mehr veröffentlicht werden, weil man sich damit einen nicht zu unterschätzenden Werbekunden vergraule. Der Link zu Lauffs landsbergblog wird aus der Kreisboten-Facebookseite gelöscht.
Dürfen die das? Oder der gekaufte Diskurs
Die Pressefreiheit ist kein Geschenk, sondern ein hart erkämpftes Gut. Sie lebt von der Unabhängigkeit derer, die Macht und Handeln kritisch begleiten. Doch genau diese Unabhängigkeit steht zur Disposition, wenn wirtschaftliche Interessen beginnen, journalistische Arbeit zu korrumpieren.
Der Fall Werner Lauff ist mehr als eine individuelle Tragödie. Er ist ein Symptom eines systemischen Problems: der zunehmenden Verflechtung von wirtschaftlichen und medialen Interessen.
Die Mechanismen sind subtil und doch brutal. Die Stadtwerke drohen mit Anzeigenentzug – eine klassische Einschüchterungstaktik. Der Anzeigenchef eskaliert die Angelegenheit, umgeht die Redaktion und bedient damit genau jene Logik, die journalistische Unabhängigkeit unterläuft. Der Verlagschef reduziert Medien auf Werbeträger und degradiert journalistische Arbeit zum Marketinginstrument.
Was hier passiert, ist eine stille Zensur. Keine staatliche Verfügung, kein offenes Verbot – sondern eine ökonomische Selbstgleichschaltung. Fakten und Meinungen werden mit Geschäftsbedingungen zum Schweigen gebracht. Die Demokratie aber lebt von kritischer Beobachtung. Sie braucht Journalist:innen, die unbequem sind, die nachfragen, die Machtstrukturen durchleuchten. Jede Einschränkung dieser Funktion ist ein Angriff auf die Grundlagen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens.
Der gekündigte Journalist wird so zum Stellvertreter einer größeren Auseinandersetzung: dem Kampf um die Unabhängigkeit der vierten Gewalt. Der Fall Werner Lauff ist mehr als eine persönliche Geschichte – er ist ein Weckruf an uns alle, die Pressefreiheit nicht als selbstverständlich, sondern als täglichen Auftrag zu verstehen, gegen die schleichende Aushöhlung journalistischer Unabhängigkeit wachsam und streitbar zu sein.
Und jetzt?
Wir vom Bertl Magazin haben eine lange Beschwerde E-Mail an den Ippen Verlag geschrieben aber bis heute hat darauf niemand reagiert. Sollen wir den Presserat einschalten? Uns würde Eure Meinung zu dem Thema interessieren. Schreibt uns unter: info@netmark5.de